Schon als Pimpf von zehn Jahren hatte Meinrad Schmiederer die Idee, am Dollenberg ein Hotel zu bauen. Heute, rund 50 Jahre, später blickt der Hotelier mit Stolz auf seine Lebensleistung. Der Sohn eines Tagelöhners hat es weit gebracht. Den Patron vom Renchtal nennen sie ihn, einen Titel, den der Vater einer sechsjährigen Tochter gerne hört. Meinrad Schmiederer gehört zu den Baden-Württembergern, die sich aus dem Nichts emporgearbeitet haben wie der Schraubenkönig Würth. Und wie dieser ist auch der Hotelier kein einfacher Mitbürger.
Lange herrschte eitel Wonne am Dollenberg, da war CDU-Mitglied Meinrad Schmiederer gut vernetzt mit der CDU-Regierung in Stuttgart. Der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger ist bis heute ein Freund und war erst vor kurzem auf dem Dollenberg zu „Expertengesprächen“ zusammen mit dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Heute ist Günther Oettinger EU-Kommissar für Energie. Und genau da drückt seinen Freund Schmiederer derzeit der Fuß.
Mit der grünen Landesregierung kam frischer Wind ins Ländle. Für den Dollenberg entwickelt er sich zum Orkan. Ausgerechnet auf einem Höhenzug nahe dem Hotel, auf der Alexanderschanze, sollte mit einem Windpark ein Leuchtturm der Energiewende entstehen. Gegen diese Pläne, die von der Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach und deren parteilosem Bürgermeister Meinrad Baumann mitgetragen werden, läuft Meinrad Schmiederer Sturm und bekam diesen Sommer Rückenwind vom Landrat der Ortenau, Frank Scherer, der die Alexanderschanze auf einer „Windpark-Karte“ ausklammerte. Der mögliche Investor, die Maschinenbaufirma Schmalz aus dem nahen Glatten, will allerdings an dem Standort festhalten – aus ökologischen Gründen.
Meinrad Schmiederer sieht durch die Pläne sein Lebenswerk bedroht. Erst vor kurzem hat er wieder einen „zweistelligen Millionenbetrag“ investiert in sein Imperium, hat sein Hotel mit „den schönsten Thermen und der besten Spa-Abteilung“ ausgestattet, um den teuren Kunden noch mehr zu bieten als die Fünf-Sterne-Konkurrenz in Baiersbronn oder anderswo. Am Dollenberg soll es den Gästen an nichts fehlen. Für diejenigen, die es brauchen, gibt es sogar einen kleinen Operationsraum für Schönheitsoperationen. Verliebte können in der Romantik-Suite kuscheln oder sich im Solebecken aalen. Und in den Genuss des legendären Peterstaler Mineralwassers, das schon im 16. Jahrhundert blaublütige Gäste bis aus Frankreich und später sogar den russischen Zaren auf die Schwarzwaldhöhe gelockt hat, kommen alle Dollenberg-Gäste.
Wer sich den Dollenberg heute anschaut – das Hotel, den blühenden Park, die kleine Kirche und die plätschernden Brunnen – kann sich kaum vorstellen, dass erst vor genau 50 Jahren eine Straße auf den Dollenberg gebaut wurde. Meinrad Schmiederer hat sein Reich im Eilverfahren hochgezogen. „Als ich angefangen habe, gab’s kein Geld, keine Gäste, kein Abwasser, keinen Strom“, erzählt der Hotelier. Doch der Mann wusste, was er wollte, hat sich früh aufs Marketing verlegt und die ersten Gäste mit Geburtstagsglückwünschen zu Stammgästen gemacht. Und dann gab’s Froschschenkel am Sonntagabend auf dem Dollenberg „in vier Arten, darüber sprachen die Leute“. Auch die Kalbshaxen am Samstagabend kamen gut an und brachten Kunden auf den Berg.
So entstand dieses Luxushotel in der baden-württembergischen Provinz. Für sein Reich, zu dem auch die Renchtalhütte gegenüber samt Streichelzoo gehört, scheut Meinrad Schmiederer keine Kosten und Mühen. 22 000 Tonnen Steine aus dem eigenen Steinbruch wurden für die Stützmauern ums Hotel angekarrt. Dass für die Baumaßnahmen ein Teil des Berges abgetragen werden musste, ist für den umtriebigen Hotelier kein Problem. „ Das ist ja mein Baugrund“, sagt er und baut schon wieder weiter: Ein neues Restaurant (für Eventgastronomie) über dem Hotel, das „Seeschlösschen“, dazu einen Naturbadesee mit integriertem Schwimmbecken und einem Wasserfall. Für rauschendes Wasser scheint der Mann eine Vorliebe zu haben, überall plätschert, rieselt, rauscht es rund um den Dollenberg. „Wasser ist Leben“, erklärt Meinrad Schmiederer und dass das Rauschen auch die Intimität der Gäste schütze.
Für seine Gäste lässt sich der Unternehmer viel einfallen. Das „Tischlein-deck-dich“ beispielsweise, mit dem Wanderer belohnt werden, die auch einen Aufstieg über 198 Stufen nicht scheuen. 40 bis 50 Gäste bewirtet Schmiederer zuweilen auf dem aussichtsreichen Bauernkopf. Wenn sie Schweiß gebadet auf der Höhe ankommen, haben die Heinzelmännchen des Hotels schon die Tische edel eingedeckt und den Sekt kalt gestellt. „Die Menschen wollen Natur“, ist der Hotelier überzeugt. „Das können wir bieten – bis jetzt.“
Sieben weitere Windräder auf der Alexanderschanze, wo bisher eines rotiert, würden die Aussicht vom Dollenberg verschandeln und dem Hotel Gäste kosten, fürchtet Meinrad Schmiederer. Schon ein Minus von 15 Prozent könne für das Hotel, das ganz auf Urlaubsgäste eingestellt ist, dramatische Folgen haben. Als Don Quichotte sieht sich der Hotelier nicht. Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel könnte er auch den Rechtsweg einschlagen, überlegt er. Vielleicht bleibt ihm das erspart, dank einer unerwarteten Unterstützung – diesmal aus dem tierischen Lager. Weil nahe der Alexanderschanze Auerhühner leben, balzen und brüten, dürften womöglich keine weiteren Windräder gebaut werden, meldete der Schwarzwälder Bote unlängst. Eine neue Planungsgrundlage der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) zum Thema Windkraft und Auerhuhn könnte das Aus für den geplanten Windpark bedeuten. Im Hotel Dollenberg knallen bei dieser Aussicht sicher schon die Sektkorken…