Sein Leben rieselte vor seinen Augen zu Boden wie Herbstlaub.“ Was der Arbeit suchende David Applelow über sich selbst sagt, passt auf viele der Charaktere, die Adam Ross in den Erzählungen „Ladies & Gentlemen“ vorstellt. Sie sind Verlierer, Einsame, voll guten Willens aber erfolglos. Dass der Job, den Applelow so erhofft hat, sich als Fernsehgag entpuppt, verwundert da nicht. Manche der Situationen, in die sich die „Helden“ manövrieren, sind urkomisch, andere fast surreal.
Da ist die makabre Mutprobe unter rivalisierenden Jugendlichen, die in einer Katastrophe endet. Da sind die befreundeten Paare, die bei ihren Gesprächen irgendwann in einer Sackgasse landen und sich in eine schlimme Klatschgeschichte flüchten. Da ist der erfolgreiche aber am Leben verzweifelnde Anwalt, der sich für seinen lebenslustigen Bruder verantwortlich fühlt und dafür zur Kasse gebeten wird. Oder der unscheinbare Schüler, der in Werbefilmchen mitspielen darf und damit die unnahbare Schwester seines reichen Freundes zu beeindrucken sucht. Adam Ross zeichnet sie alle mit Zuneigung und Verständnis für ihre Schwächen, und er beweist mit diesen zugespitzten, weltklugen Geschichten , dass er zu Recht unter die großen amerikanischen Erzähler gerechnet wird.
Info: Adam Ross, Ladies & Gentlemen, Piper, 236 S., 21,99 Euro