1400 Jahre wechselvoller Geschichte, Kreuzzüge und Religionskriege hat das Katharinenkloster auf der Halbinsel Sinai unbeschadet überstanden. Zwischen dem Katharinenberg und dem Berg Moses hat sich diese Keimzelle mönchischen Lebens als Hort des Friedens behauptet.
Der Weg durch die Felswüste zum Katharinenkloster ist mit Kontrollen gepflastert, auch eine Uno-Kontrolle ist darunter. Es ist empfindlich kalt, obwohl die Sonne vom blauen Himmel scheint. Kaum ein grüner Halm, nur Felsen. Aber die in unglaublicher Formen- und Farbenvielfalt: Beige, gelb, ocker, braun, kupfer, rostrot. Manche sind durchlöchert wie ein Sieb, andere sehen aus wie Säulen oder Türme, wieder andere wirken wie ein schlafendes Kamel oder eine Sphinx.
Die Beduinen am Straßenrand leben von den Brosamen des Tourismus, sie verkaufen Getränke, Schmuck, kleine Kamele und Steinschnitzereien. Reichtümer sammeln sie dabei nicht und so kommen viele Frauen ins Katharinenkloster, um von den Mönchen Almosen zu erbetteln. Das 1400 Jahre alte Kloster hat die Jahrhunderte und die Religionskriege unzerstört überdauert. Schon der Prophet Mohammed hat diese Keimzelle mönchischen Lebens unter seinen Schutz gestellt, Später taten es ihm arabische Kalifen, türkische Sultane und sogar Napoleon auf seinem Ägyptenfeldzug gleich.
Schon 330 ließ Helena, die Mutter Konstantin des Großen, dort eine Kapelle errichten, wo der „Brennende Dornbusch” gestanden haben soll. Festungsartig liegt St. Katherina im steinernen Meer der Sinai Wüste. Die Namensgeberin Katharina ruht in einem Sarkophag in der Basilika. Die Gebeine der Martyrerin wurde der Legende nach von zwei Engeln an diesen Platz gebracht. Der Mosesbrunnen versorgt bis heute das Kloster mit Wasser. Neben der orthodoxen Basilika steht eine kleine Moschee aus dem elften Jahrhundert. Toleranz im Glauben ist hier seit Jahrhunderten praktizierte Realität.
Durch eine Zedernholztür betritt der Besucher das mystische Halbdunkel der Basilika. Unter dem grünen Himmel mit den goldenen Sternen spenden die Lampen aus Straußeneier nur gedämpftes Licht. Es reicht nicht, um die Einzelheiten auf den wunderbaren Ikonen zu unterscheiden, die im Eingangsbereich hängen. Da lohnt sich die Wechselausstellung im Museum, in dem auch Mohammeds und Napoleons Schutzbriefe zu sehen sind sowie Beispiele aus der reichhaltigen Klosterbibliothek, die nach der Vatikanbibliothek die wertvollste Schriftensammlung der Glaubensgeschichte beherbergt. Den schönsten Blick auf das Kloster, in dem heute 25 Mönche leben, hat man von den Felsen des Mosesbergs aus.
D as Kloster ist nur von 9 bis 12 Uhr geöffnet, außer freitags und an Sonn- und Feiertagen. Das führt dazu, dass sich die Besucher gegenseitig auf die Füße steigen. Für alle, die mehr Zeit mitbringen, empfiehlt sich die Übernachtung im Klosterhotel. Die Klosterbibliothek, angeblich die größte nach der Vatikanbibliothek, ist für Touristen nicht zugänglich. Der Eintritt ins Museum kostet 25 ägyptische Pfund, rund sechs Euro.