Sie müssen wirklich eine „erzählsüchtige Familie“ gewesen sein, die Köhlmeiers, und Michael Köhlmeier tut in seiner „Märchenwelt“ alles dafür, umuns mit dieser Erzählsucht anzusstecken. Und wir hören ihm zu, je länger desto lieber. Denn Köhlmeier kann erzählen, er schauspielert nicht. Fast beiläufig lädt er die Hörer ein zu einer Reise in die Welt der Märchen, um sie dann raunend zu umgarnen, ihnen Geheimnisse einzuflüstern von Feen und Hexen, bösen Zauberern und schönen Prinzessinnen.

Und plötzlich werden sie alle lebendig, die sagenhaften Gestalten
unserer Kindheit, Ali Baba oder Hans im Glück, die Bremer
Stadtmusikanten und der blutrünstige Ritter Blaubart. Nein, sie sind
nicht immer kindertauglich, diese Märchen. Und doch können auch Kinder
sie hören. Denn sie spiegeln ja diese unsere Welt, erzählen in Metaphern
und mit Archetypen, die die Zeiten überdauern, von den ewig gültigen
Problemen unserer menschlichen Existenz. Dafür haben sie Bilder
geschaffen, die weltweit gültig sind. Deshalb hat Michael Köhlmeier sich
nicht nur bei Grimms Märchenschatz bedient, er hat auch sich auch bei
1001 Nacht
umgesehen, wurde in Nordamerika und in Afrika fündig. Und
immer erzählt er so unaufgeregt und ohne Posen wie es seine Großmutter
getan hat, von der er sagt: „Die Stimme meiner Großmutter hat sich
angehört, als würde nicht sie erzählen, sondern etwas in ihr.“ Genau so
hört auch er sich an. Und so lauschen auch wir dieser Stimme, die uns
hineinzieht in eine „Geschichte, die sich irgendwann über die ganze Welt
ausgebreitet hat und die nun auf allen Kontinenten ihre Variationen
spielt“.
Info: Michael Köhlmeiers Märchenwelt, der Hörverlag, 13 CD mit ausführlichem
Booklet, 49, 99 Euro

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