Wenn der Vater mit dem Sohn: David Gilmours „Unser allerbestes Jahr“

Warum eigentlich nennt David Gilmour sein Buch „Unser allerbestes Jahr“ Roman, wenn es doch ganz eindeutig ein Erfahrungsbericht ist? Vielleicht weil er so eine Distanz herstellen will, die er in dem Buch nicht schafft. Weil der Text manchmal allzu selbstverliebt, ja exhibitionistisch daherkommt.

Wenn der Vater mit dem Sohn so viel Zeit verbringt wie der zeitweise arbeitslose David mit dem schulmüden Jesse, ist das schon außergewöhnlich. Und David hat seinem Sohn auch wirklich einiges zu sagen – durch die Filme, die er mit ihm anschaut. Es geht um alles, was für einen pubertierenden 16-jährigen Jungen wichtig ist: Erwachsen Werden, Liebe, Verrat, Trennung – das Leben an sich. Aus Filmen lernen, heißt bei Gilmour, der seinem Sohn die Schule erspart, fürs Leben lernen. Das klingt gut, zu gut. Denn zwischendurch nervt dieser pädagogische Unterton ganz gewaltig.
Trotzdem ist das Buch zu empfehlen, weil es Mut macht, andere als die ausgefahrenen Wege zu gehen und es auch mal auszuhalten, dass der Sohn als Tellerwäscher arbeitet statt zu studieren. Auch weil Gilmour zwischendurch Beobachtungen notiert, die jeder Leser nachvollziehen kann. Wenn etwa Jesse "ohne es zu wissen" über das Ende der Kindheit redet: "Die Welt ist geschrumpft, während man nur kurz weggeschaut hat." Womöglich blieben der Welt auch manche Schüler-Amokläufe erspart, wenn auch andere Väter so viel Verständnis für ihre Söhne aufbringen könnten. Auf alle Fälle macht das Buch auch Lust – sich die Filme anzuschauen, von denen hier die Rede ist und vielleicht Dinge zu entdecken, die man beim ersten Mal übersehen hat.  
Info: David Gilmour, Unser allerbestes Jahr, S. Fischer, 252 S., 18,95 Euro

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