Das Thema ist aktuell. Zwei Filme beschäftigen sich derzeit mit Ersatzkörpern: „Avatar“ von James Cameron und „Surrogates – Mein zweites Ich“ mit Bruce Willis. Die Probleme, die daraus erwachsen könnten, dass Menschen in künstlichen Körpern weiterleben, schildert auch Robin Wassermans Jugendroman „Skinned“.
Lia Kahn kann es nicht glauben. Das bildschöne Mädchen wurde bei einem
Verkehrsunfall verstümmelt und doch wacht Lia in einem intakten Körper
auf. Fühlen kann sie ihn allerdings nicht und als sie in den Spiegel
schaut, ragen Drähte aus ihrem Kopf. Lia ist ein „Skinner“. Man hat ihr
Gehirn in einen künstlichen Körper gesperrt. Dass sie nicht mehr sie
selbst ist, merkt das Mädchen aber erst so richtig an der Reaktion der
Umgebung. Die Eltern, die Schwester, die Freundinnen, der Freund, sie
alle reagieren mit Abwehr auf die neue, makellose Lia.
An vielem, was menschlich ist, kann sie auch nicht mehr teilnehmen. Sie
braucht kein Essen und kein Trinken, auch keinen Schlaf. Sie schaltet
sich einfach ab. Es ist die Angst vor dem Fremden, die ihr die Familie
und die Freunde entfremdet. Für sie ist Lia nichts anders als ein
Roboter, unmenschlich. Nur der Außenseiter Auden hält zu ihr –
womöglich aus Neugier.
Am Ende muss Lia erkennen, dass ihr Platz nicht mehr in der Welt der
Menschen ist. Sie ist etwas anderes – unsterblich. Und das macht den
Menschen Angst. Robin Wassermann zeigt eine zwiespältige Welt der
Zukunft: Auf der einen Seite die Reichen, die ihre Langeweile mit
Drogen versüßen, ihren Nachwuchs designen und sich gegen die arme
Außenwelt abschotten, auf der anderen Seite die Armen in den Slums, die
mit allen Mitteln ums Überleben kämpfen. Und dazu kommen die Skinner,
Menschen in künstlichen Körpern – halb Mensch, halb Maschine – zum
Außenseitertum verdammt. Keine schöne neue Welt!
Robin Wassermann, Skinned, Script 5, 376 S., 16,90 Euro, ab 14