Die Tochter ist nur ungern zurück gekehrt ins Haus ihrer Mutter, die im Krankenhaus gestorben war. Zu eng erschien ihr das Viertel, in dem jeder jeden kannte und in dem alle ihre eigene Geschichte hatten – die Geschichte von Überlebenden. Die Tochter konnte das alles nicht mehr mit ansehen und floh in eine andere, unbelastete Welt.
Helena, die Mutter, hatte Ausschwitz überlebt aber nicht überwunden. Jetzt holt auch die Tochter Elizabeth, wohl das alter ego der Autorin, die Vergangenheit wieder ein. Zur Totenwache, der Schiwa, kommen alle, die sie schon vergessen hatte.„Die Jahre, die vergangen sind, haben von den Menschen, die wir früher schon für halb tot gehalten haben, das Alter weggewischt,“ sagt die Tochter. Die Jahre haben aber auch Opfer gefordert, haben die Kinder der Überlebenden in den Krieg getrieben
Elizabeth erinnert sich an ihre Mitschüler, die im Jom Kippur Krieg ums Leben kamen und sie trauert mit denen, die sich nicht aus dem Gefängnis ihrer Erinnerung befreien konnten. In diesen sieben Tagen erkennt sie, wie wichtig der Zusammenhalt der vom Schicksal Versehrten im Viertel war. „Es war einmal eine Familie“ seufzen die Trauernden, die ihr bei der Schiwa Gesellschaft leisten.
Lizzie Dorons „Es war einmal eine Familie“ ist ein zu Herzen gehendes Erinnerungsstück, ein Buch über die Beschädigungen der zweiten Generation der Shoa-Überlebenden. Ein Buch aber auch über das schwere Erbe des Staates Israel.
Info: Lizzie Doron, Es war einmal eine Familie, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 142 S., 16,80 Euro