Tamaso ist 16 und freut sich auf den Schulabschluss, den er mit seiner Familie feiern will, als er vom coronischen Geheimdienst abgeholt wird. Mit 19 Gleichaltrigen landet er in einem Ausbildungscamp, wo die Jugendlichen dafür gedrillt werden, in Flore, der gefährlichsten Diktatur der Welt zu spionieren. Tamaso landet als „Mechaniker“ im Haus des mächtigen Marschalls, wo Puppenspieler gerade ein altes florianisches Märchen proben. Dabei geht es um einen skrupellosen Alchemisten, der nach der Macht im Staat greift. Dazu hat er einen Klon des jungen Königs entwickelt und den echten König in eine mechanische Puppe eingesperrt. Nur die fünf Freunde des verwunschenen Königs fallen nicht auf den Tausch rein und wagen den Kampf gegen den allmächtigen Alchemisten.
Während Tamaso staunend die Inszenierung verfolgt, wird er Zeuge, wie im Keller des Hauses Gegner des Marschalls gefoltert und ermordet werden. Die Wirklichkeit in Flore scheint sich immer mehr dem Märchen anzunähern. Wie die fünf Freunde des jungen Königs müssen auch Tomaso und vier Freunde, darunter die Zwillinge Silvan und Kester, gegen einen übermächtigen Feind kämpfen. Wie der junge König, der im Klon sein Spiegelbild erkennt, sind die Zwillingsbrüder kaum voneinander zu unterscheiden. Dabei ahnen die Protagonisten nicht einmal, wie sehr sie den Marionetten der Puppenspieler gleichen. Denn der Strippenzieher zeigt erst ganz zum Ende sein Gesicht. Da hat er schon eine Katastrophe herbeigeführt, der auch die fünf Freunde beinahe zum Opfer fallen. Doch Mut und Zusammenhalt siegen schließlich über Bosheit und Allmachtsdenken.
Lilli Thal verwebt in ihrem Roman gekonnt Spiel und Wirklichkeit. Sie zeigt, wie Menschen zum Spielball der Mächtigen werden, wie Angst und Unterdrückung das Zusammenleben zur Hölle machen, aber auch, was der Mut einzelner vermag. Ein vielschichtiger Roman, spannend bis zum Ende, der nicht von ungefähr an Nordkorea erinnert.
Info: Lilli Thal, Die Puppenspieler von Flore, Gerstenberg, 476 S., 19,95 Euro, ab 14, http://www.gerstenberg-verlag.de
22Dez. 2015