Schwierige Abnabelung: Ulla Hahns „Aufbruch“

Sie wolle die Leser teilhaben lassen „an meiner Suche nach Wegen des Lebens und Überlebens“, sagt Ulla Hahn in einem Gespräch über ihr neues Buch. „Aufbruch“ ist die Fortsetzung der Lebensgeschichte der jungen Hilla, die mit „Das verborgene Wort“ begonnen hatte und viel Autobiographisches enthält.

Wie im ersten Teil auch schreibt Ulla Hahn mit viel Empathie über die
schwierige Suche des jungen Mädchens aus dem Arbeiterviertel in die
große Welt der Intellektuellen. Für Hilla sind Bücher mehr als Freunde,
mehr auch als der kurzfristige Verehrer aus der besseren Gesellschaft:
Sie helfen ihr bei der Bewältigung ihrer Probleme. Allerdings versagen
sie da, wo das Mädchen sie am nötigsten brauchen würde. Ein Missbrauch,
den sie aus Scham allen verschweigt, wirft Hilla aus der Bahn, die so
gerade schien.
Nur mit Hilfe ihres Bruders findet sie wieder zu sich
selbst und zurück zu den Büchern, die ihr die Welt bedeuten – auch wenn
sie sie jetzt anders sieht, analytischer. Am Ende ist sogar der Vater
mit Hillas Weg einverstanden. Die Universität steht ihr offen. Mit Köln
lockt die Großstadt.
Ulla Hahn erzählt episch breit und mit vielen Seitenwegen vom
schwierigen Abschied von der Kindheit und den Schmerzen des Aufbruchs,
der zeitgleich die Bundesrepublik erfasst hat. 587 berührende Seiten
und kein bisschen langweilig, obwohl sich Süddeutsche mit der
hessischen Alltagssprache zwischendurch doch etwas schwer tun. 
Info: Ulla Hahn, Aufbruch, DVA, 587 S., 24,95 Euro 

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert