„20 Jahre lang habe ich die Erde fotografiert und gesehen, wie sie sich verändert“, schreibt Yann-Arthus Bertrand im Vorwort zu der aufrüttelnden Foto-Dokumentation „20 Jahre danach“. Es sind traumhaft schöne Bilder mit einer alptraumhaften Botschaft: 20 Jahre nach dem Weltklimagipfel von Rio haben wir nicht eines der großen Probleme der Menschheit gelöst – und das, obwohl immer mehr Staaten immer mehr Abkommen zum Schutz der Umwelt unterzeichnet haben.
Allerdings gibt es in bestimmten Gebieten auch gute Ansätze wie die „Green Economy“, den Rückgang der Luftverschmutzung, mehr Chancengleichheit, die Ausweitung der Schutzgebiete. Doch immer noch sind 925 Millionen Menschen unterernährt – und das obwohl wir Fleisch im Überfluss produzieren. Und immer noch ist die Ungleichheit der Kontinente riesengroß: „Teilt man die Gesamtfläche durch die Weltbevölkerung, so entfallen auf jeden Erdenbewohner etwa 1,8 Hektar. Ein Amerikaner ‚verbraucht‘ im Schnitt aber 9,4 Hektar, ein Europäer 4,8 Hektar. Würden alle Menschen wie die Amerikaner leben, so wären dafür fünf Erden erforderlich.“ Die oft graphischen – immer aber schmerzhaft schönen – Fotos von Yann Arthus-Bertrand veranschaulichen, was die Mitarbeiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in ihren alarmierenden Texten schreiben: Um unsere Welt zu erhalten, ist radikales Umdenken nötig. Wie schnell sich Dinge entwickeln können, hat der arabische Frühling gezeigt, zeigen die Demonstrationen in Istanbul und Rio. „Wer friedliche Revolutionen verhindert, macht gewaltsame Revolutionen unausweichlich“, wird John F. Kennedy zitiert. Die Gegenwart gibt ihm Recht. Und die ungerechte Verteilung der Ressourcen und Reichtümer könnte in den nächsten 20 Jahren zu noch größeren politischen Umwälzungen führen. Es ist also höchste Zeit für Veränderungen – und dazu kann jeder sein Scherflein beitragen, mahnt Yann Arthus-Bertrand.
Info: Yann Arthus-Bertrand, Die Erde von oben – 20 Jahre danach, Frederking & Thaler, 190 S., 19,99 Euro, ISBN 978-3954160464