Grade mal 23 Jahre alt ist Benedict Wells, der in München geborene Wahl-Berliner, der mit „Becks letzter Sommer“ einen aufregenden Erstling verfasst hat. Beck, das ist ein frustrierter Gymnasiallehrer, der ein eher freudloses Dasein führt, bis zu diesem Sommer, in dem er Lara kennenlernt, eine kellnerde Studentin und Rauli, das verkannte musikalische Genie aus Litauen.
Für Beck die wohl letzte Chance, aus seinem sinnentleerten Leben auszubrechen. Der gescheiterte Musiker schwingt sich zum Manager von Rauli auf, gewinnt die Liebe von Lara und plötzlich scheinen alle Wege offen – wenn Beck sich nicht selbst im Weg stünde.
Weil sein einziger Freund Charlie, ein drogensüchtiger schwarzer Türsteher mit Philosophiestudium, seine Hilfe braucht und weil er sich nicht entscheiden kann, zu seiner Liebe zu stehen, kurvt Beck mit Charlie und Rauli quer durch Europa in die Türkei. Eine Fahrt wie ein Rausch. Charlies Untergangsphilosophien und seine eigenwillige Interpretation von Platons Ideenlehre scheinen ansteckend zu wirken. Unterwegs sinniert Beck etwas pubertär über die „Ansammlung von Molkülen, die da unterwegs sind: „Und doch, dachte Beck, ist da noch eine Art Zauber, der aus deisem ganzen Haufen Moleküle eine Geschichte macht. Man müsste den Zauber nur finden.“
Benedict Wells hat ihn gefunden und aus Becks „letztem Sommer“ eine großartige Geschichte gemacht über die Lust am Scheitern und die Last der Genialität, über große Gefühle und kleinliche Alltagsprobleme. Eine Art Roadmovie, das mit dem Sound of Music unterlegt ist. Witzig und erstaunlich weise.
Info: Benedict Wells, Becks letzter Sommer, Diogenes, 450 Seiten, 20,50 Euro