Als reine Bettenverkäufer haben Hotels kaum mehr Chancen. Längst sind die Kunden nicht mehr mit Halbpension und Schwimmbad zu frieden. Was sich Hotels so alles einfallen lassen, um König Kunde zufrieden zu stellen, diskutierte die Touristische Runde in München mit Hoteliers aus großen und kleineren Häusern.
Wichtig ist, darin waren sich alle Referenten einig, die Marke. Auch Touristen haben ein Markenbewusstsein. Davon profitieren die Arlberg Hospiz Hotels ebenso wie Kempinski. Das Arlberg Hospiz Hotel in St. Christoph ist stolz auf seine lange Geschichte. Es wurde 1386 von Heinrich Findelkind aus Kempten als Herberge für Wanderer gegründet und ist weltweit durch die (wohltätige) Bruderschaft bekannt. Im Verbund mit dem Hotel „Goldener Berg” in Oberlech, das seit 1423 beurkundet ist, haben die Arlberg Hospiz Hotels viel Tradition anzubieten und fünf Gault-Millau-Hauben. Doch die jungen Inhaber Florian Werner und Daniela Pfefferkorn wollen die Hotels auch fit für die Zukunft machen und haben dafür „viel Geld in die Hand genommen”, so Annette Zierer, die die Arlberg Hospiz Hotels vertritt. Entstanden sind Spas der Extraklasse für die anspruchsvollen Gäste, die jetzt auch im Sommer nach Oberlech und erstmals in diesem Jahr auch nach St. Christoph kommen können. Dafür erwarten sie spannende Urlaubspakete wie Training mit bekannten Extremsportlern, Aquarellmalen mit Künstlern oder Abenteuer-Wochen z.B. zum Thema „Wie baue ich mein eigenes Floß”. So könne die Sommerfrische zu einem „Riesenmarkt” werden, glaubt Zierer.
100 Jahre alt ist der Traditionsname Kempinski und damit die älteste Marke auf dem Gebiet der Luxushotellerie. Allerdings habe man erst seit sechs Jahren Erfahrung in der Ferienhotellerie, so Holger Schroth, Generalmanager im Kempinski Airport Hotel und davor fünf Jahre im Kempinski Resort Hotel Estepona an der Costa del Sol. Schroth ist überzeugt: „Viele Kunden bleiben ihrer Marke treu.” Wer bei Städtereisen im Adlon in Berlin absteige, mache auch gerne Urlaub im Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz oder eben im Resort Hotel Estepona. Das spanische Hotel müsse dafür nicht einmal ein Programm bieten. Schroth: „Das will da keiner haben, nicht mal Halbpension.” Schließlich sei rundherum jede Menge geboten und viele Gäste wollten im Hotel „einfach nur entspannen”. In St. Moritz oder in Heiligendamm jedoch gehörten Pakete zum Service. Das und mehr könne man aus Gesprächen mit den Gästen lernen, weiß der Manager.
Auch Jutta Ulrich von den Ring-Hotels, einer gerade mal 30 Jahre alten Kooperation von 150 mittelständischen Hotels im Vier- und Fünf-Sterne-Bereich baut auf die Erfahrung mit den Gästen. Das Paket „Champagner-Träume” etwa sei der Renner. Pro Hotel würden 200 solcher Arrangements verkauft. Beliebt seien auch Wellness-Pakete, sowie Natur- und Kulturerlebnisse. Bei Rundreisen von Ringhotel zu Ringhotel lasse sich Deutschland entdecken. Ulrich: „Die Stammgäste kennen die Hotels oft besser als wir.” Neu bei den Ring Hotels ist ein Golf-Guide, der in Kooperation mit dem Golf-Journal entstanden ist. Stammgäste werden durch die RinghotelCard gebunden. Denn wer Ringe sammelt, hat auch eine Chance auf besonders exklusive Arrangements.
Seit 20 Jahren hat Franz Wagnermayer vom Hotel Angerhof, das erst kürzlich von der Stiftung Warentest als bestes Wellness-Hotel im Vier-Sterne-Bereich ausgezeichnet wurde, seine Gästeschicht „schon drei Mal gewechselt” und dabei das Ohr immer am Puls der Gästeschar gehabt. „Mit einem Hammondorgelspieler kann man heute keinen Wellness-Gast gewinnen,” glaubt Wagnermayer. Deshalb hat er dem Haus eine 200 Quadratmeter große Wellness-Landschaft beschert. Doch das ist längst nicht alles. Wagnermayer fordert seine Gäste mit Kultursommer und Kabarett, mit Glaskonzerten und Naturführungen. Ja, der umtriebige Hotelier bietet Urlaubserlebnisse, „mit denen sie gar nicht rechnen”. Im Angerhof dürfen die Urlauber buchstäblich „die Kartoffeln aus dem Feuer holen”. Wer’s lieber kuschelig mag, kann sich beim Romantik-Wochenende im Bad für zwei an Austern und Champagner gütlich tun. Wichtig ist für den erfolgreichen Hotelier, „die Gäste aus dem Alltags rauszuholen”.
Dabei ist Kinderfreundlichkeit nicht immer hilfreich. Für Kempinski etwa sind Familienurlauber eine Gratwanderung, weil die Kids in den Ferien auch mal laut sein wollen. Dennoch: Kaum ein Hotel kann auf die jüngsten Kunden verzichten. Bei den Arlberg-Hospiz-Hotels gibt es während der Ferien einen eigenen Club, wo die Kinder gut aufgehoben sind. Die Ringhotels haben ein Kinderkunden-Bindungsprogramm. Auch Wagnermayer will die Zielgruppe nicht verlieren.und bietet ein intensives Ferienprogramm, um die Kids vom ruhigen Wellness-Bereich fern zu halten.
Mit Urlaubspaketen, Kooperationen, Internet-Plattformen, Kundenbindungsprogrammen, Reisebüro-Vernetzung und mehr zeigen die Hotels Präsenz auf dem Markt. Um gegen die Konkurrenz bestehen zu können aber braucht es mehr. Hotelier Wagnermayer: „Man muss die Leute begeistern können.”
www.kempinski.com, www.hospiz.com
www.ringhotels.de, www.angerhof,de