Geschriebenes

Walid ist ein schöner, begabter Prinz. Aber das ist dem jungen Mann nicht genug: Er will auch der berühmteste Dichter im Königreich sein. Dass ihn dabei ein armer Teppichweber in den Schatten stellt, kann Walid nicht verwinden und so verbannt er den armen Mann ins königliche Archiv und zwingt ihn dazu, einen Teppich zu weben, der die ganze Geschichte der Menschheit erzählt.

Der alte Mann erfüllt auch diesen unmöglich scheinenden Wunsch, doch der Teppich kostet ihn das Leben.
Erst als sein bisher vertrauter Diener ihn beim Diebstahl des Teppichs
beinahe ermordet, wird Walid das ganze Ausmaß seiner Verfehlungen
bewusst und er macht sich auf die Suche nach dem Dieb und seiner Beute.
Auf dem langen Weg muss er wie in allen Märchen viele Prüfungen
bestehen, er wird Bandit, Beduine und Händler, lernt die Söhne des
Teppichwebers kennen und die schöne Tochter eines Scheichs. Walid geht
durch viele Tiefen und erkennt immer mehr, wie eitel sein Streben, wie
grausam sein Herz war.
So verändert die Wanderung durch die Wüste den Prinzen, macht ihn zu
einem mitfühlenden Menschen. Und als solcher kann er auch den
kunstvollen Teppich betrachten, ohne dass dieser seine Seele zerstört.
Laura Gallego Garcia hat ein schönes orientalisches Märchen geschrieben
und sich auch bemüht, in ihrem Erzählstil die Atmosphäre von 1001 Nacht
einzufangen. Das ist nicht immer ganz gelungen – vielleicht liegt es
auch an der Übersetzung aus dem Spanischen –, trotzdem ist „Der Teppich
des Dichters“ eine spannende Parabel, die auch in unserer Zeit des
schönen Scheins höchst aktuell ist. 
Info: Laura Gallego Garcia, Der Teppich des Dichters, Gerstenberg, 202 S., 14,90 Euro, ab 12