Erebos, der Gott der Finsternis, stand Pate für ein Spiel, das jeden, der es anfängt, gefangen hält. So sher, dass er alles andere vergisst, Sport, Freunde, Liebe und die Schule sowieso. Auch Nick ist infiziert und lässt niemanden mehr an sich heran, nicht die Mutter und nicht den besten Freund. Die virtuelle Welt hat ihn im Griff und lässt ihn die Wirklichkeit vergessen, ja schal erscheinen.
Istanbul – Mondblau und bleigrau: Kai Strittmatters „Gebrauchsanweisung für Istanbul“
„Diese Stadt bläst die Klischees zu Staub, und zwar so gründlich, dass man einem jeden Deutschen unverzüglich eine Woche Zwangsurlaub verordnen möchte.“ Oder dieses Büchlein. Kai Strittmatters „Gebrauchsanweisung für Istanbul“ ist nicht nur in diesem Kulturhauptstadtjahr ein kundiger Begleiter für Reisende. Es eignet sich auch hervorragend dazu, gern gepflegte Vorurteile abzubauen. Vorurteile über die Türkei im allgemeinen und über Istanbul im besonderen, und es liest sich fast so schön wie eine Kurzgeschichten-Sammlung.
Lied vom Tod: Anna Mitgutschs „Wenn du wiederkommst“
Wenn du wiederkommst, hatte Jerome zum Abschied am Flughafen gesagt. Es schien alles selbstverständlich und sie wollten die Zeit, die vor ihnen lag, noch nutzen, ausleben. Und dann die Nachricht seines Todes. Sie stürzt die Ich-Erzählerin von Anna Mitgutschs Roman „Wenn du wiederkommst“ in ein Meer von Trauer. Der Sog ist umso stärker, als sie lange Jahre getrennt von Jerome gelebt hatte. Sie war eine Nicht-Ehefrau, eine Nicht-Witwe, der die engsten Angehörigen die Trauer nicht einmal zustanden.
Der Held als Verbrecher: Christoph Ransmayrs „Schauspiel einer Heimkehr“
„Städteverwüster“ wird der als der Listenreiche in die klassische Literatur eingegangene Odysseus gleich zu Anfang von Christoph Ransmayrs „Schauspiel einer Heimkehr“ genannt. Schon der Titel „Odysseus, Verbrecher“ stellt klar, dass es der Autor nicht mit Helden hat, schon gar nicht mit solchen, die sich „Kollateralschäden“ schuldig gemacht haben. „Aus einem Krieg“, gibt die Strandläuferin Athene dem Heimkehrer mit auf den Weg, „ist noch keiner heimgekehrt – jedenfalls nicht als der, der er war.“
Aschewolke und kein Ende: Tourismusbranche zwischen Hoffen und Bangen
Eyafjallajökull – der Zungenbrecher ist in aller Munde. Im April hatte der Ausbruch des bislang weitgehend unbekannten isländischen Vulkans fast den gesamten europäischen Luftverkehr rund eine Woche lahm gelegt. Die Schließung von Hunderten von Flughäfen hatte ein beispielloses Chaos ausgelöst, mehr als acht Millionen Reisende waren auf den Flughäfen sitzen geblieben, die Airlines fuhren Milliardenverluste ein und die Reisebranche musste Einbußen in Millionenhöhe hinnehmen, weil gebuchte Reisen abgesagt werden und Reisende, die in den Urlaubsländern festsaßen, versorgt werden mussten. Und niemand weiß, wie es weitergeht. Die Unkalkulierbarkeit dieser Aschewolke ist die eigentliche Bedrohung, räumten die Referenten der Touristischen Runde ein. „Wie verwundbar ist der Tourismus?“ war das Thema des spannenden Abends.
Salzburg im Sehnsuchtssog: Renate Justs „Auf krummen Touren durch die Stadt“
Ihre „krummen Touren“ haben fast schon Kultstatus. Denn Renate Just führt ihre Leser dahin, wo es ihr selbst gefällt – wie man es eben bei guten Freunden macht. Nachdem sie Bayern und die Nachbarn Österreich und Böhmen erkundet hat, jetzt also Salzburg. Die Stadt, in der sie sich ständig verfährt, was jeder nachvollziehen kann, der schon mal in Salzburg eine bestimmte Adresse gesucht hat. Warum Salzburg sich bei der Autorin trotzdem einer „etwas peinlichen Anhänglichkeit“ erfreut, das schildert sie auf 206 ebenso kurzweiligen wie informativen Seiten. Und es kann passieren, dass der Sehnsuchtssog, von dem Renate Just spricht, just nach der Lektüre dieses Büchleins auch den Leser erfasst – vor allem, wenn er literarisch interessiert ist.
Country Roads: Unterwegs auf dem Blue Ridge Parkway
Almost heaven, West Virginia,Blue Ridge Mountains, Shenadoah River. John Denvers Country Roads kennt jeder, der schon mal in einem Bierzelt war. Der Refrain des Songs „Country roads, take me home“ eignet sich bestens zum Mitgröhlen. Dabei besingt der amerikanische Barde nicht nur die Landstraßen, die ihn nach Hause bringen, sondern auch die Landschaft um die Blue Ridge Mountains und den Shennadoah Fluss, der in den Appalachen entspringt. Der Blue Ridge Parkway ist eine dieser Country Roads – und mit Sicherheit die schönste.Die Panoramastraße verbindet den Shenandoah Nationalpark in Virginia über die Blue Ridge Montains mit den Great Smoky Mountains in North Carolina. 755 aussichtsreiche Kilometer, immer auf der Höhe, entlang dem Hauptkamm der Appalachen. Im Herbst feiert der Blue Ridge Parkway Jubiläum. Dann wird die von vorausschauenden Männern geplante Touristikstraße 75 Jahre alt. Wir sind vorausgereist auf den Spuren des John-Denver-Songs.
Erste und letzte Sätze: John Irvings „Letzte Nacht in Twisted River“
Auch wenn der Schriftsteller im Buch schreibt, dass Romane nie nur autobiographisch sind, hat man als Irving-Leser bei der Lektüre dieses Buches das Gefühl, mit „Letzte Nacht in Twisted River“ den Schlüssel für alle Romane des großen amerikanischen Autors in der Hand zu haben. Und man wartet fast darauf, dass auch Irving zu seinem ursprünglichen Namen John Wallace Blunt zurückkehrt. Aber: Ein Roman ist eben keine Autobiographie, auch wenn er vom Leben des Autors und dessen Erfahrungen inspiriert ist.
Über Stock und Stein
Wandern ist wieder in. Nicht zuletzt dank prominenten Vorbildern wie Manuel Andrack oder den Tatort-Stars Axel Prahl und Jan Josef Liefers, die deutsche Landschaften erwandern, machen sich auch immer mehr Jüngere auf die Socken. 40 Millionen Deutsche schnüren nach einer neuen Studie gelegentlich die Wanderschuhe, jeder Zweite. Deutschlandweit entstehen neue Wanderwege – wie der Kocher Jagst-Trail im württembergischen Hohenlohe. Wir sind vorausgegangen.
Via Claudia: Die versunkene Straße
In einer oder zwei Wochen wird von der Straße noch weniger zu sehen sein als jetzt schon. Wenn die Bayerische Landesausstellung „Bayern Italien“ im Kloster Sankt Mang in Füssen ihre Tore öffnet, werden die Steine der Via Claudia Augusta, auf denen wir wandern, wieder unter Wasser liegen genauso wie das Dorf Forggen oder die antike Villa Rustica bei Schwangau. Verschluckt von den Wassern des Forggensees. Dabei wären die bayerisch-italienischen Verbindungen, die Thema der Landesausstellung sind, ohne die Via Claudia nicht möglich.
lilo
Grazyna Kotlubei
lilo
Wolfgang Jandl
Max