135 verschiedene Ethnien gibt es in Myanmar, die weitaus größte Mehrheit sind die Bamar, daher auch der englische Name Burma für das Land. Die Minderheiten haben ihre eigenen Traditionen, ihre eigene Sprache und oft auch ihre eigene Religion. Besonders auffallend sind die Chin, unter denen einige Clans noch die fast ausgestorbene und sehr schmerzhafte Tradition der Stammestätowierung (für Frauen) pflegen. Die Fotografin Uschi Rodenstock setzt vor allem diesen Frauen in ihrem Bildband „Menschen in Myanmar – Die Würde des Augenblicks“ ein Denkmal.
Sie hat alte und junge Frauen fotografiert, mit netzartigen Tätowierungen, mit Linien, Punkten und Kreisen, solche mit fast schwarzen Gesichtern und andere mit verblassten Mustern im Gesicht. Aber der Bildband mit teilweise schmerzhaft schönen Aufnahmen aus einem magischen Myanmar widmet sich nicht nur den Frauen und den Minderheiten, auch Männer und Mönche hat Uschi Rodenstock porträtiert – und natürlich Kinder. Die Fotografien, geprägt von einer Sehnsucht nach Spiritualität aber auch nach einer heilen Welt, zeichnen ein Idealbild des Landes, das sich gerade zu öffnen begonnen hat. Entsprechend weichzeichnend sind auch die Texte von Melanie Wagner, in denen sich der aktuelle Alltag Myanmars mit seinen religiösen und ethnischen Konflikten, mit seiner Kluft zwischen arm und reich, mit dem erstickenden Verkehr und den Hygiene-Problemen nicht wieder findet. Da ist viel von anmutigen Frauen die Rede, von malerischen Bergdörfern, von sanftmütigen Menschen, die arm sind aber glücklich. Wunschbilder. Nur ein Halbsatz lässt ahnen, dass die Realität eine andere ist: „… wird es für viele Bergvölker Myanmars zusehends schwieriger, das kulturelle Erbe und traditionelle Werte zu bewahren“.
Info: Uschi Rodenstock, Menschen in Myanmar – Die Würde des Augenblicks, Frederking & Thaler, 137 S., 17,90 Euro