Mit Air Dolomiti haben der italienische Stahlunternehmer Dr. Alcide Leali und seine Frau Liliana Maßstäbe im Luftverkehr gesetzt. Die Mischung aus italienischer Gastfreundschaft und deutscher Perfektion kam an. Fünf Jahre, nachdem sie Air Dolomiti an die Lufthansa verkauft haben, wollen die Lealis jetzt mit einer „Kollektion von Luxushotels“ Maßstäbe in der italienischen Hotellerie setzen. Mit dem Lefay Hotel & Resort Lago del Garda ist ihnen das auf Anhieb gelungen. Ein Familienhotel in Tremalzo/Trentino und ein Country Resort in den Bergen, die luxuröse Variante des italienischen Agriturismo sollen folgen.
Hugo Demetz legte sich flach auf den Boden, breitete die Arme aus und fühlte sich in die Landschaft ein. Der Architekt aus Brixen, der mit dem Adler Thermae in Bagno Vignoni in der Toskana schon ein landestypisches Hotelprojekt verwirklicht hatte, wollte ausloten, was für eine Art Architektur er der zerklüfteten Berglandschaft über dem Gardasee zumuten könne. Jetzt steht das Hotel hoch droben am Berg mit einem spektakulären Blick auf den See und es verschmilzt mit den begrünten Dächern, den Natursteinmauern und –Säulen fast mit der Landschaft. Demetz hat sich von den Limonaias inspirieren lassen, den Zitronengärten, die diese Seite des Gardasees, die Riviera dei Limone, prägen.
Klassische Urlaubsorte liegen hier zwischen grandiosen Parkanlagen, Orte mit schön dekadenten Grandhotels wie Limone, Gargnano, Gardone, Salo. Der Wiener Melancholiker Andre Heller hat hier sein Gartenmärchen Realität werden lassen und der italienische Exzentriker Gabriele d’Annunzio seine schwülstigen Träume mit dem pompösen Vittoriale verwirklicht. Die grandiose Villa der adligen Unternehmerfamilie Feltrinelli direkt am See, heute ein Luxushotel, diente dem Benito Mussolini als Exil. Verleger Giangiacomo Feltrinelli aber wurde zum Revolutionsromantiker, der am eigenen Idealismus buchstäblich verbrannte. Der See scheint ein rechter Platz für Träumer und Romantiker. Da passen die von keltischen Mythen faszinierten Lealis perfekt ins Bild. Für den Namen des Hotels stand Morgane Lefay Pate, die Schwester des sagenumwobenen Königs Artus. Mit ihrer Hilfe wollen Alcide und Liliana Leali „creare luoghi sognati“, Orte schaffen zum Träumen.
Eröffnet wurde das Hotel im August, da war der Garten noch nicht fertig und die Gäste sehen bis heute buchstäblich das Gras wachsen. Doch der Blick auf den blaugrünen Gardasee tief drunten, auf das imperiale Gargnano, das Ufer auf der anderen Seite und auf den mehrköpfigen Tre Cime gegenüber macht schwindeln. Der riesige Pool scheint übergangslos im See zu enden und auf der Terrasse können sich die Gäste fühlen, als schwebten sie frei wie ein Adler über dieser bukolischen Landschaft.
Wohlfühlen sollen sie sich an diesem Ort des italienischen Benessere (Wohlsein), auftanken für den Alltag. Dafür ist das 3000 Quadratmeter große Spa da mit Saunalandschaft, einem Saal mit modernsten Kraftmaschinen für die Fitness und lichtdurchfluteten Kabinen mit Blick auf den Garten oder den Seerosen-Teich. Edle Hölzer, Naturstein und klare Farben wie tomatenrot, wasserblau, limonengelb holen die Natur ins Haus und schaffen auf spielerische Art eine Brücke zwischen Orient und Okzident, zwischen der chinesischen und der europäischen Medizin. „Das Beste aus beiden Welten“ will Liliana Leali hier ihren Gästen bieten, und die Fee im Namen des Hotels soll nicht nur für den verspielten Zauber stehen, sondern auch für diskrete Dienstleistung, für die helfenden Hände im Hintergrund, die es den Gästen erst ermöglichen, loszulassen.
Feenleicht soll auch die regional inspirierte Küche sein, für die Südtirols kerniger Sternekoch Herbert Hintner die Ideen liefert, so wie er auch bei Air Dolomiti das Küchenkonzept entwickelt hat. Im Gasthof „Rose“ in St.Michael/Eppan knüpft der Genussmensch mit leichter Hand eine Liaison zwischen alpiner Würze und italienischer Raffinesse. In der Lefay-Küche wird die Leichtigkeit des Seins mit kalt gepresstem Olivenöl, aromatischen Kräutern, Zitrusfrüchten und Produkten aus der eigenen Bio-Landwirtschaft zelebriert. Den Gästen wird die Wellness buchstäblich auf dem (Silber)teller serviert.
Liliana Leali träumt von Harmonie zwischen Mensch und Natur, vom Zusammenwirken aller Kräfte. Deshalb leistet sich das Luxus-Resort den Luxus einer umfassenden Umweltfreundlichkeit – und das ist neu in Italien. Es gibt ein eigenes Holzschnitzel-Heizkraftwerk, Mikroturbinen und eine Fotovoltaik-Anlage aus blattähnlichen Modulen auf dem Glasdach über dem Restaurant, einen Regenwasserspeicher und ein Recycling-Konzept für das Wasser der Swimmingpools. Die Tatsache, dass erneuerbare Energieträger Heizung, Warmwasser und Bäder zu 93 Prozent bedienen, für 75 Prozent der Klimatisierung sorgen und noch für 60 Prozent des Stromverbrauches, hat dem anspruchsvollen Hotel gleich zwei Zertifizierungen eingebracht. Für Liliana Leali eine Bestätigung ihres Weges.
„Wir haben uns ein bisschen umgesehen“, sagt die zierliche Frau mit den hochgesteckten braunen Haaren, den dunklen Augen und dem dezenten Make-up und erzählt mit ansteckender Begeisterung von ihren Plänen.
Ein neues Tourismuskonzept wolle sie in Italien durchsetzen, das „im Stil und in der Küche sehr italienisch“ ist, in der Umweltfreundlichkeit und im Luxus aber etwas von deutscher Perfektion habe. Dafür hat die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und einer kleinen Tochter in den letzen Monaten den Großteil ihrer Zeit geopfert. „Von früh bis spät“ war sie mit dem Architekten zusammen, „sonst wäre das Hotel nicht rechtzeitig fertig geworden“.
Liliana Leali schaut sich mit großen Augen in der weitläufigen Lounge um, vor deren Fensterfront sich die Berg- und See-Landschaft ausbreitet wie ein überdimensionales Gemälde, dann lächelt sie und lehnt sich zufrieden zurück. „Ich kann es noch immer nicht fassen, dass jetzt alles fertig ist“, gesteht sie. Ihre Arbeit ist getan, jetzt müssen sich die 90 Zimmer nur noch mit Urlaubern füllen. 55000 Gäste im Jahr sind nötig, um auf den erwarteten Jahresumsatz von zwölf Millionen zu kommen. Die Lealis haben sich viel vorgenommen.
Funktionieren kann ihr Konzept nur, wenn das Hotel das ganze Jahr über geöffnet bleibt – auch das eine Neuheit am Gardasee. Der Bürgermeister von Gargnano freut sich über das „Leuchtturmprojekt“ am Berg und hofft auf Nachahmer. Dann könnte der Gardasee auch im Winter zum „Sehnsuchtsziel“ werden.
Info: Lefay Resort & Spa Lago di Garda, Via Angelo Feltrinelli 118, 25084 Gargnano, Italien. Tel. 0039/0365/441 760
E-Mail: info@lefayresorts.com, www.lefayresorts.com
Mindestaufenthalt drei Nächte. Noch bis 31. Oktober kostet die HP im DZ ab 684 Euro, in der noblen Exclusive-Suite 1310 Euro. Dafür kann man hier im eigenen Whirlpool planschen und durch die Fensterfront im Badezimmer auf den Gardasee schauen.