Indien zum Träumen

Der indische Subkontinent – ein Land auf dem Sprung vom Mittelalter in die Zukunft:  Boomende Städte, Bollywood, IT-Blase. Indien vereint alle Widersprüche in sich -Armut und grenzenlosen Reichtum, rigides Kastenwesen und religiöse Toleranz, schmachtende Romanzen und knallharte Geschäftspolitik. Der Film „Slumdog Millionär“ hat die indische Gegenwart auf den Punkt gebracht.
Doch sie ist nur verständlich vor ihrer Vergangenheit, vor den
religiösen Traditionen, die dieses Riesenland prägen wie kein anderes.
Die CD Indien hören aus dem renommierten Silberfuchs Verlag entführt in
indische Hochkulturen, die lange vor unserer Zivilisation entstanden,
macht bekannt mit den Veden, den grundlegenden Schriften der Hindus,
die bis heute die wichtigste Religionsgemeinschaft in Indien bilden,
nachdem sich das muslimische Pakistan abgespalten hatte. Auch die
Erleuchtung Siddhartas spielt eine bedeutende Rolle in der
Kulturgeschichte, denn über Jahrhunderte prägt der Buddhismus das Land,
ehe es von kriegerischen Muslimen erobert wird und die Groß-Moguln eine
neue Blütezeit einläuten. In das zerbrechende Großreich dringt die
britische Ostindien-Kompanie vor, Vorreiter der Kolonialzeit, die bis
heute ihre Spuren in den Städten  – vor allem in Kalkutta, der früheren
Hauptstadt – hinterlassen hat, aber auch im Sport (Kricket, Polo
importierten die Briten von Indien) und in der Kultur (englisch wird zur
Amtssprache und zum verbindenden Element über alle Dialekte hinweg).
Knapp 90 Jahre beherrschen die Briten den Subkontinent, erst Gandhis
friedliche Revolution macht dem ein Ende. Es kommt zur Teilung des
Subkontinents und einer Völkerwanderung ohnegleichen. Der Mord an
Gandhi ist der Anfang einer Serie blutiger Attentate. Indien kommt
nicht zur Ruhe: Der Kaschmir-Konflikt mit Pakistan schwelt bis heute.
Doch in der Literatur lebt das Land auf, zehrt von seiner reichen
Geschichte wie Salman Rushdie es in den Mitternachtskindern vorgemacht
hat.
Den großen Bogen vom dritten Jahrtausend vor Christus bis in die
Gegenwart zu schlagen, ist eine gewaltige Aufgabe. Der Indologe, Autor
und Musiker Peter Pannke hat sie erfolgreich bewältigt, wobei bei der
Fülle der geschichtlichen und kulturhistorischen Fakten der Endspurt in
die Gegenwart etwas knapp geraten musste. Rufus Beck, als vielstimmiger
Harry-Potter-Leser wohl bekannt, glänzt hier als einfühlsamer Erzähler,
der seine Stimme dem großen Ganzen unterordnet. Einspielungen indischer
Musik, Zitate von Literatur-Nobelpreisträger Tagore bis
Booker-Preisträger Aravind Ardiga runden das Hörbuch ab. Allen
Indien-Freunden ans Herz gelegt, zur Vorbereitung für einen
Indien-Urlaub, zur Begleitung auf einer Indien-Reise, oder einfach nur
zum Reinhören und Träumen. 
Info: Indien hören, gelesen von Rufus Beck, Silberfuchs Verlag, 1 CD, 24 Euro, ISBN 978-3940665133

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert