„Vielleicht ist jedes Leben so: sich Zeit und Raum in den Rachen zu werfen.“
Man merkt dem Roman an, dass der Autor auch als Produzent tätig war und Ahnung vom Mediengeschäft Hat. V.K. Ludewigs Romandebüt „Ashby House“ ist – man kann es nicht anders sagen – rundum gelungen. Ein sorgfältig gemixter Cocktail aus Gothic Novel, Splatter und Parodie, der den Medien-Hype ebenso aufs Korn nimmt wie die den Stars entgeben gebrachte Heiligen-Verehrung.
Ashby-Haus in Cornwall ist – natürlich – ein Spuk-Haus, Manderley lässt grüßen. Und die beiden Schwestern, die sich hier für eine Zeitlang einrichten wollen, sind einander in Hassliebe verbunden. Laura, die immer im Schatten ihrer berühmten Schwester Lucille, der Promi-Fotografin und Anni-Leibovitz-Kollegin, stand, ist voller Lebensgier, während Lucille nach einem Unfall auf den Rollstuhl angewisen, sich auf dem Rückzug zu befinden scheint. Ausgerechnet in einem notorischen Spukhaus. Die Kombination eröffnet dem Autor alle Möglichkeiten zu lustvollem Fabulieren und Name-Dropping. Das Haus erwacht zu unheimlichem Eigenleben, paranormale Phänomene treten auf. Lucille verschwindet spurlos und Laura kommt auf ihrer Suche einer alten Geschichte auf die Spur.
Doch nichts ist wie es scheint – auch Lauras Interpretation seltsamer Spuren erweist sich als Sackgasse. Und die Männer, denen sie sich anvertraut, sind allesamt nicht das, was sie zu sein vorgeben. Dass auch Lucille ihr Geheimnis hat, ist unter diesen Vorzeichen fast schon zu erwarten – und verblüfft doch wie so vieles in diesem Roman, der sich auch als Hommage auf ein längst vergangenes Hollywood lesen lässt.
Info: V.K.Ludwig, Ashby House, dtv, 320 S., 9,95 Eur