Im Wildfräuleinstein bei Hinterstein in den Allgäuer Alpen hausten vor Zeiten wilde Fräulein. Man weiß, dass zwei von ihnen Rezabell und Hurlahutsch hießen. So erschienen sie den Bergheuern und Sennen und waren freundlich gegen die Menschen…“
Die Menschen haben allerdings die sagenhaften „Saligen“ schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, auch nicht am Wildfräuleinsteig, wo Schemen aus Rost an Hurlahutsch und ihre Freundinnen erinnern. Doch mit der Ruhe ist’s vorbei, denn das VolksMusical Hurlahutsch bringt die Wilden Fräulein auf die Bühne in Hindelangs Kurhaus.
Schuld daran sind zwei gstandene Weibsbilder, die Komponistin und Produzentin Sanni Risch aus Andechs und die Hindelangerin Cornelia Beßler, die beim örtlichen Bauerntheater Regie führt. Im Rahmen eines „VolksMusicals“, das ausschließlich mit Laiendarstellern arbeitet und „volksmusikalisch arrangiert ist“ (Risch) soll sich das ganze Dorf auf seine sagenhaften Wurzeln und seine Traditionen besinnen.
130 Hindelanger vom siebenjährigen Schulkind bis zum 70-jährigen Rentner werden im Juli und August bei den vorgesehenen acht Aufführungen auf der Bühne stehen. Die Begeisterung im Ort ist groß, freut sich Risch, „beim Casting kamen immer mehr Leute und wir haben keinen nach hause geschickt“. Und die, die nicht mitspielen, helfen anderweitig, nähen Kostüme und malen Kulissen. Ein pensionierte Friseur macht die Maske, Gastwirte bieten Pauschalen an und selbst der Ortsbäcker ist infiziert vom Hurlahutsch-Virus und bastelt an einer „Wilde-Fräulein-Praline“.
Inhalt des Stückes ist der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, in Hindelang verkörpert von den Wilden Fräulein, die „achtsam mit der Natur umgehen“ und ihrem Widerpart, dem Wilderer, der seine Allmachtsfantasien rücksichtslos auslebt. Im wahren Leben ist dieser Bösewicht ein naturnaher, freundlicher Mann von 54 Jahren, der den Hindelanger Klettersteig gebaut hat und heute im Naturfreibad von Hinterstein die Gäste bewirtet. Dass soviel Temperament in ihm steckt, war Rudi Schweiger bis zu den Proben nicht einmal bewusst. Jetzt hat er einen „Riesenspaß“ bei der Sache, auch wenn die Proben zeitraubend sind und das geliebte Bergsteigen zu kurz kommt.
„Es ist doch toll, wenn die Leute pfeifend aus de Probe gehen und die Melodien weitertragen“, begeistert sich Autorin und Regisseurin Cornelia Beßler. Schon jetzt sieht sie ihr Ziel erreicht, die Menschen wieder für ihre Wurzeln zu sensibilisieren, für die Heimat und die alten Werte. „Den Menschen ist doch nichts mehr heilig. Die guten Geister sind verscheucht“, heißt es in einem der Lieder. In Hindelang kommen sie wieder – einen Sommer lang.
Info: Premiere des VolksMusicals ist am 12. Juli um 20 Uhr im Kurhaus. Tickets zwischen 13,50 und 22 Euro über die Hotline 0700 70 10 20 30, Info: www.hurlahutsch.de, www.bad-hindelang.info und bei der Gästeinformationen Bad Hindelang, Tel. 08324/8920