Held wider Willen: Laura Hillenbrands „Unbeugsam“

Ein Leben wie ein Roman – und doch eine wahre Geschichte. Laura Hillenbrand, die mit ihrem Buch über das Rennpferd „Seabuiscuit“ die Hitlisten stürmte, erzählt in „Unbeugsam“ das Leben des Louis Zamperini vom jungen Tunichtgut über den erfolgreichen Läufer und den Bomberpiloten bis zum traumatisierten Kriegsgefangenen und schließlich zum engagierten Menschenfreund.Ein pralles Leben voller Höhen und Tiefen, das Stoff für mehr als einen
Film hergibt. Da sind die nicht immer ganz harmlosen Kinderstreiche des
Huckleberry Finn von Torrance“. Die Erfolgserlebnisse des
pfeilschnellen „Tornado von Torrance“, der Hitler die Hand schüttelte
und die Reichstagsflagge stahl. Da ist die mörderische Odyssee im
Schlauchboot, nachdem Zamperinis Bombercrew von den Japanern
abgeschossen worden war. Und das unsägliche Grauen der
Kriegsgefangenschaft in japanischen Lagern, wo die Gefangenen –
medizinische Versuchskaninchen und Spielball von Sadisten zugleich – nur
mit eisernem Durchhaltewillen überlebten. Schließlich die Rückkehr in
den amerikanischen Alltag und der Absturz in den Alkohol. Dann die
„Bekehrung“ durch den Prediger Billy Graham und neues Engagement, das
bis heute anhält.
Hillenbrand lässt dieses Leben sich in all seinen Facetten entfalten,
auch wenn der Schwerpunkt auf den traumatisierenden Schrecken der
Kriegsgefangenschaft liegt. Weil die Umgebung die psychischen Folgen
dieser entwürdigenden Erfahrungen nicht verstand, waren ruinierte
Lebensläufe für die Soldaten an der Tagesordnung. „Heimkehr“, schreibt
Hillenbrand, „bedeutete für sie eine Erfahrung äußerster,
lebensgefährlicher Einsamkeit.“
Da machte Zamperini keine Ausnahme. Doch wie dieser Mann seinen
Rachedurst bekämpft und schließlich sogar seinen Peinigern verzeiht, wie
er zurück ins Leben findet und sich für andere einsetzt, das grenzt
schon an ein Wunder – und es macht Mut. Zeigt es doch, dass Menschen
auch die schlimmsten Dinge überstehen können ohne daran zu zerbrechen –
solange sie hoffen können. Für Zamperini war der Glaube der
Rettungsanker.
Hillenbrand verzichtet in ihrem akribisch recherchierten Sachbuch auf
jedes Pathos und dennoch wird diese Geschichte vom Überleben in schweren
Zeiten niemanden unberührt lassen. Die Fotos, die durch das ganze Buch
hindurch die Lektüre begleiten, bringen den Helden wider Willen, der
noch als 81-Jähriger auf dem Skateboard steht, dem Leser ganz nahe. So,
als wollte er sagen: „Mich gibt es wirklich.“
Laura Hillenbrand: Unbeugsam, Klett-Cotta, 519 S., 22,95 Euro

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