Ein Zauberer wider Willen und eine Frau, die ausgestorbene Tierarten erforscht. Ein Europäer und eine Nordamerikanerin, die sich per Zufall über den Weg laufen und das Gefühl haben, sie hätten sich schon immer gekannt. Jo Lendle erzählt in seinem leichtfüßigen Roman „Was wir Liebe nennen“ von zwei Menschen, die wider alle Vernunft zueinander streben.
„Was wir Liebe nennen“, denkt Lambert, der Zauberer, „war nichts anderes… als ein aus dem Takt geratener Tanz“. Und aus dem Takt geraten ist Lamberts Leben schon bei der Reise von Osnabrück nach Montreal. Eine Notlandung katapultiert ihn aus einem Leben, durch das er bisher unversehrt gekommen war, „ohne übermäßige Anstrengung, ohne sich abzunutzen. Wäre er eine Adventskerze, er wäre die vierte.“ Dass er dann Felicitas, Fe genannt, begegnet, die ihn mit ihren Pferden dazu verleitet, von Freiheit und Weite zu träumen, ist fast schon konsequent. Mit ihr will Lambert den Augenblick genießen, im Jetzt leben. Und das Schicksal hilft ihm dabei. Der Rückflug ist ausgebucht. Die Liebenden bekommen noch eine Galgenfrist – und sie nutzen sie.
Was dann passiert, gehört eher ins Reich der Träume. Aber warum sollte man denn nicht auch mal träumen dürfen, die Zeit anhalten, das Glück? Erst recht, wenn man ein Zauberer ist.
Was dann passiert, gehört eher ins Reich der Träume. Aber warum sollte man denn nicht auch mal träumen dürfen, die Zeit anhalten, das Glück? Erst recht, wenn man ein Zauberer ist.
Jedenfalls: Es tritt auf Lambert 2, der Draufgänger, eine Art Mr. Hyde. Während Lambert 1, der angepasste Mr. Jekyll, noch die Vernunft bemüht, hat sein Doppelgänger nassforsch die Zügel in die Hand genommen. Jo Lendle nimmt sich die Freiheit des Erzählers, der seinem Magier und dessen Muse in einer surrealen Wildnis auch ein paar Tricks und Träume gönnt. Nach einer furiosen Verfolgungsjagd bleibt einer der beiden Lamberts auf der Strecke. Der Überlebende weiß, dass er zurück muss in seinen Alltag, zurück zu Andrea, der Frau, die in Osnabrück auf ihn wartet: „Er wollte sich nicht auswildern, er glaubte nicht an die Folklore der Freiheit.“
Aber nicht gleich. Noch ist er da, wo Fe ist, noch können sie in einer gemeinsamen Anstrengung die Zeit überlisten. Lendle findet dafür wunderbar poetische Bilder, die versöhnen mit der manchmal etwas kitschig anmutenden Liebesgeschichte.
Aber nicht gleich. Noch ist er da, wo Fe ist, noch können sie in einer gemeinsamen Anstrengung die Zeit überlisten. Lendle findet dafür wunderbar poetische Bilder, die versöhnen mit der manchmal etwas kitschig anmutenden Liebesgeschichte.
Info: Jo Lendle, Was wir Liebe nennen, DVA, 247 S., 19,99 Euro