Geschriebenes

Man will Geburtstag feiern auf „Sterne“. Charlotte und ihre Kinder bereiten sich auf ein rauschendes Fest in dem Haus vor, das ihnen womöglich bald nicht mehr gehört . Doch dann läuft alles aus dem Ruder. In der Nähe entgleist ein Zug, die gestrandeten Passagiere suchen auf „Sterne“ Zuflucht.

Nicht genug damit, dass sie mit ihrem gespenstischen Gejammer die Feiernden stören, es taucht auch noch ein unheimlicher Unbekannter auf, der Charlotte von früher zu kennen scheint und mit perfidem Charme die Gäste umgarnt. Spielerisch treibt er sie in die Enge, zwingt sie zum Seelenstriptease. Dieser schmeichlerische Fremde offenbart ein Talent dafür, seinen Gastgebern  ihre sadistischen Neigungen vor Augen zu führen, ihre versteckte Boshaftigkeit. Die Ordnung löst sich immer mehr auf, verwandelt sich in eine „an Caravaggio gemahnende Alptraumwelt“, in der die Realität abgedankt hat. Die Ereignisse überschlagen sich: Paare finden sich in einem seltsamen Reigen zusammen. Surreale Szenen spielen sich ab, und die Konversation wird immer bizarrer, bis der ungeladene Gast sein Geheimnis lüftet. Sadie Jones führt in ihrem wunderbar ironischen Schauerroman vor, wie eine Gesellschaft zerfällt. Und sie hält die Leser bis zum guten Ende am Gängelband einer klug inszenierten Spannung. Bester Lesestoff für lange Winterabende. 
Info: Sadie Jones, Der ungeladene Gast, DVA, 320 S., 15,99 Euro