Fürstlich residieren im Schloss-Hotel

Reinhold Würth hält gern Hof. Der Milliarden schwere Unternehmer, der sich im Hohenlohischen als Mäzen einen guten Namen und auch schon mit Auswanderungsplänen Schlagzeilen gemacht hat, hat dafür seit 2005 auch eine standesgemäße Bühne: das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe. Wo die blaublütigen Gäste der Fürsten zu Hohenlohe sich einst zu Jagdsoireen trafen, sollen heute die Hotelgäste des Schraubenkönigs fürstlich residieren.

Der 74-jährige Patriarch, der vor einem Jahr wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde und deshalb als vorbestraft gilt, hat sich nicht lumpen
lassen. Für sein nobles „Gästehaus“ in der württembergischen Provinz
war Reinhold Würth nichts zu teuer – und nichts unmöglich. 15
Millionen Euro wurden in den Ausbau des Hotels und in den weitläufigen
neuen Wellness-Bereich gesteckt. Sie sind sicher besser angelegt als
die 3,5 Millionen, die er als Geldbuße zahlen musste.  Gerade
mal 13 Monate Zeit gönnte Würth den Architekten des Spa. „Am Tag der
Eröffnung sind die Handwerker hinten raus und die Gäste vorne rein“,
erinnert sich  Heinz Schiebenes,  Geschäftsführer der zur Würth-Gruppe
gehörenden Panorama Hotel & Service GmbH.
Vom Stress dieser Tage ist nichts mehr zu spüren an diesem Ort der
Harmonie. Warme Farben wie ocker, rost, stroh holen die Natur ins Haus,
der Bodenbelag und die Duschen aus hellem und dunklem Silberquarzitt
verscheuchen jeden Gedanken an normale Schwimmbäder ebenso wie die
Skulpturen und Bilder, die auch im Poolbereich diskret auf die
Sammelleidenschaft des kunstsinnigen Besitzers verweisen.  Die
Ruheräume tragen Namen wie Auszeit, Atempause und Ruhequelle und sie
halten auch, was sie versprechen: bequeme Liegen, Bücher, ein offener
Kamin oder ein kleiner Springbrunnen sorgen für Entspannung pur.
Überhaupt die Namen. Da haben sich die Macher einiges einfallen lassen:
In der Pflegequelle werden müde Füße munter,  Einklang verspricht eine
Massage und statt profan  Beauty steht fast poetisch „Lebensfreude,
Ausstrahlung“ an der Tür des Kosmetik-Studios.  Natürlich gibt es auch
eine Finnische Sauna, ein Sanarium, eine Eisgrotte, Erlebnisduschen und
einen topmodernen Fitnessraum – alles, was heute halt so zu einem
Wellnessbereich gehört. Dazu eine wonnige Daumensauna und eine eher
pompöse Herren-Spa-Suite, in der sich Manager und Banker ungestört 
über die derzeitige  Wirtschaftskrise und die ausbleibenden
Boni-Zahlungen austauschen können.
4400 Quadratmeter groß ist der neue Wellness-Bereich und – geht es
nach Heinz Schiebenes  – „mit einer der schönsten in Deutschland“.  Der
alerte Geschäftsführer mit dem Aussehen des jungen Gerhard Schröder
will das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe „mindestens unter den
ersten fünf  Häusern“ in Deutschland sehen und lässt sich in seinem
Ehrgeiz auch von so großen Namen wie Bareiss  (Hotel Bareiss in
Baiersbronn) oder Fässler (Sonnenalp Ofterschwang), die regelmäßig im
Ranking privat geführter Resorts vorne liegen,  nicht bremsen. Eine
Präsidentensuite mit eigenem  Dampfbad und  Sauna zielt auf Gäste aus
dem arabischen Raum oder auf Unternehmer, die „ungesehen entspannen
wollen“. Die lichten Zimmer im Neubau  vermeiden jedes
Landhaus-Pathos:  edle Hölzer und Stoffe sowie modernes Design sorgen
für Wohlbefinden auf der Höhe der Zeit. Ganz anders das Jagdschloss, wo
Biedermeier-Möbel und Stuckdecken eine Ahnung früherer Pracht
vermitteln. Oder das Torhaus, wo Laura Ashley tausend Blumen auf
Vorhängen und Kissen blühen lassen durfte. Für Tagungen oder Hochzeiten
empfiehlt sich der alte Schlosssaal, mit viel Einfühlungsvermögen 
wieder in den Originalzustand versetzt und mit Fundstücken aus dem
Speicher sowie Porträts aus der von Reinhold Würth erworbenen
Welfensammlung ausgestattet.
Das ganze Ensemble trägt die Handschrift eines großzügigen Gastgebers,
der seine Gäste gerne teilhaben lässt – an seiner Leidenschaft für
bildende Kunst und seiner Liebe zu Büchern. Offene Kamine verbreiten
gemütliche Wärme. Offene Türen ermöglichen den Durchblick und große
Fenster den Ausblick auf den schönen, alten Park.
Natürlich gibt es auch eine gediegene Bar und eine Raucher-Lounge,
einen gut ausgestatteten Weinkeller und eine einladende Bibliothek, 
eine Jägerstube und ein Spa-Restaurant.
Schon vor Würth war jedoch das Gourmet-Restaurant Aushängeschild  des
Hauses. Dafür stand  Sternekoch Lothar Eiermann, der sich Anfang 2009 in den
Ruhestand verabschiedet hat. Mit
dem Zwei-Sterne-Koch Boris Benecke, der seit 2002 Küchenchef des
Gourmet-Restaurants „La Bellezza“ im Hotel Paradies in Ftan in
Graubünden war, ist das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe  gastronomisch wieder "in aller Munde". Der
34-jährige Norddeutsche hat unter anderem bei Heinz Winkler, Harald
Wohlfahrt
und Dieter Müller gelernt und ist auf eine innovative
Küche mit naturbelassenen Zutaten spezialisiert. Inzwischen weiß er auch genau, was der
Harley-Fahrer und mehrfache Ehrendoktor Reinhold Würth am liebsten
speist.     

Info: Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe, 74639
Zweiflingen-Friedrichsruhe, Tel. 0794/6087-0, E-Mail:
hotel@schlosshotel-friedrichsruhe.de,
www.schlosshotel-friedrichsruhe.de  

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