Es ist Frühling in Linz und die österreichische Kulturhauptstadt schlüpft aus dem schweren Wintermantel wie ein Schmetterling aus dem Kokon. Am Donauufer, wo abends das Lentos rosafarben und gegenüber das Ars Electronica Center in Blau, Grün und Rot erglühen, lagern an sonnigen Nachmittagen hunderte von Jugendlichen, mit dem Zeichenblock die einen, mit Plastiktüten voller Flaschen die anderen.
Gleich daneben machen sich Männer in dunklen Anzügen und Frauen in eleganten Kleidern wichtig. Sie feiern sich und die Kulturhauptstadt, streben eilig von einem Sektempfang zur nächsten Vernissage. Denn Linz bringt’s zum Frühlingserwachen: „Best of Austria“ im Lentos mit Bildern aus 30 österreichischen Museen, die Toulouse-Lautrec-Schau in der Landesgalerie, Theaterpremieren, Musik und „Neue Bilder vom Menschen“ im Ars Electronica Center.
„In Linz ist man mittendrin“, verspricht Georg Steiner. Der aus Bayern zugewanderte Tourismusdirektor kann sich über Millionen schwere Investitionen freuen. 150 Millionen wurden anlässlich des Kulturhauptstadt-Jahres in neue Kulturbauten gesteckt und weitere 150 Millionen sind schon jetzt für das neue Opernhaus veranschlagt, das 2012 eröffnen wird. Am 3. Juli wird der spektakuläre Glas-Stahl-Riegel des neuen Schlossmuseums seiner Bestimmung übergeben. Dann steht am Schlossberg das „größte Universalmuseum Österreichs“.
Auch sonst hat Linz Rekordverdächtiges zu bieten. „Was heute noch experimentell ist, ist morgen schon Klassik“, glaubt Steiner und verweist auf das Ars Electronica Center, das des Abends wie ein bonbonfarbener Dampfer am Donauufer liegt. Drinnen stellt die aktuelle Themenausstellung das Bild vom Menschen auf den Kopf. Alles ist interaktiv, überall können die Besucher ihre eigenen Erfahrungen machen, etwa die Lieblingspflanze klonen, das eigene Innenleben erforschen oder sich Leonardo da Vincis berühmtes Abendmahl in 16-Giga-Pixeln bis ins letzte Detail aufschlüsseln lassen. Tatsächlich: Linz verändert.
Aber die oberösterreichische Metropole, die lange im Schatten von Salzburg oder Graz stand, und sich bis heute mit dem zweifelhaften Ruf als Hitlers Lieblingsstadt herumschlagen muss, will über das Kulturhauptstadt-Jahr hinaus Bleibendes schaffen: Linz will akustische Modellstadt Europas werden. Das Projekt „Hörstadt“ soll zum bewussten Hören anstiften und für Misstöne sensibilisieren. „Das Ohr hat keine Augenlider“, beschreibt Georg Steiner das Ausgeliefertsein an die heute übliche Zwangsbeschallung. Deshalb soll es in Linz auch Ruhepole geben und ein Akustikon, in dem über Hören geforscht wird.
Den Autor des Nachsommers, Adalbert Stifter, ab 1850 in Linz als Landesschulinspektor tätig, würde Tourismusdirektor Steiner gerne als „Ruhestifter“ in Anspruch nehmen, Motto: mehr Lebensqualität durch Entschleunigung. Im Stifterhaus laden deshalb österreichische Schriftsteller und Schriftstellerinnen das ganze Jahr über zu „Literatur-Mahlzeit und Alltagsberuhigung“.
Alles andere als ruhig versprechen die Tage vom 3. Bis 5. Juli zu werden, wenn Hubert von Goisern mit all den Bands aufspielt, mit denen er im Vorfeld des Kulturhauptstadt-Jahres Donau auf und ab musiziert hat. Bei seiner Mission wollte Goisern die Donau zum Klingen bringen und zeigen, dass Musik keine Grenzen kennt. Beim fulminanten Finale dröhnt dann harter Rock über den Fluss, vermischt mit Alpenjodlern. Dabei sein werden unter anderen auch Konstantin Wecker, Klaus Doldinger und BAP.
Info: Linz09 Infocenter, Hauptplatz 5, Tel. 0043/732/2009, E-Mail: office@linz09.at, tourist.info@linz.at,www.linz09.at, www.linz.at/tourismus
Ars Electronica Center: Hauptstr. 2, E-Mail: center@aec.at, www.aec.at, geöffnet Di/Mi/Fr 9-17 Uhr, Do 9-21 Uhr, Sa und So 10 bis 18 Uhr, Eintritt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro
Lentos: Ernst-Koref-Promenade 1, Tel. 0043/732/7070-3600. www.lentos.at
Geöffnet tgl. 10 -18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr, Eintritt 6,50 , ermäßigt 4,50 Euro
Schlossmuseum: Tummelplatz 10, Tel. 0043/732/774419-0, www.schlossmuseum.at, geöffnet Di-Fri 9-18 Uhr, Sa/So/Feiertag 10-17Uhr, Mo geschlossen, Eintritt 4,50 (ab Juli 7 Euro), ermäßigt 2,50 Euro
Landesgalerie: Museumstr. 14, TGe. 0043/732/774482, www.landesgalerie.at, geöffnet Di,Mi/Fr 9-18Uhr, Sa/So/Feiertage 10 -17 Uhr, Do 9-21 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt: 7 Euro
Stifterhaus: Adalbert-Stifter-Platz 1, Tel. 0043/732/7720-11294-98, www.stiferthaus.at, geöffnet außer Mo 10–15 Uhr, Eintritt frei
Linz-Europa-Hafenfest mit Hubert von Goisern und Freunden: 3. bis 5. Juli, Tickets ab 79,50 Euro: www.eventim.de
Linz-Besuch: Linz-Tourismus bietet ein Wochenende ab 96 Euro mit Linz09.Card, die freien Eintritt in viele Museen und kostenlose Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht.
Bei Dertour-Städtereisen gibt es z.B. das Arcotel Nike (4-Sterne), direkt an der Donau mit Blick auf den Pöstlingsberg gelegen, nur wenige Gehminuten zum Stadtzentrum, ab 46 Euro pro Person im DZ inkl. Frühstück. Auch die LinzCard ist bei dem Veranstalter vorab buchbar, die Tageskarte kostet 15 Uhr: www.dertour.de