Friedrichsruhe: Fürstlich residieren im Schlosshotel

 Reinhold Würth hält gern Hof. Der Milliarden schwere Unternehmer aus dem schwäbischen Künzelsau, der sich im Hohenlohischen als Mäzen einen guten Namen und Ende letzten Jahres mit Auswanderungsplänen Schlagzeilen  gemacht hat, hat dafür seit 2005 auch eine standesgemäße Bühne: das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe. Wo die blaublütigen Gäste der Fürsten zu Hohenlohe sich einst zu Jagdsoireen trafen, sollen heute die Hotelgäste des Schraubenkönigs fürstlich residieren.

Der 73-jährige Patriarch, dem der Fiskus wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung mit einem Strafbefehl droht, hat sich nicht lumpen lassen. Für sein nobles „Gästehaus“ in der württembergischen Provinz war Reinhold Würth nichts zu teuer – und nichts unmöglich.  15 Millionen Euro wurden in den Ausbau des Hotels und in den weitläufigen neuen Wellness-Bereich gesteckt.  Sie sind sicher besser angelegt als die 40 Millionen, die derzeit als Geldbuße im Gespräch sind.  Gerade mal 13 Monate Zeit gönnte Würth den Architekten des Spa. „Am Tag der Eröffnung sind die Handwerker hinten raus und die Gäste vorne rein“, erinnert sich  Heinz Schiebenes,  Geschäftsführer der zur Würth-Gruppe gehörenden Panorama Hotel & Service GmbH.
Vom Stress dieser Tage ist nichts mehr zu spüren an diesem Ort der Harmonie. Warme Farben wie ocker, rost, stroh holen die Natur ins Haus, der Bodenbelag und die Duschen aus hellem und dunklem Silberquarzitt verscheuchen jeden Gedanken an normale Schwimmbäder ebenso wie die Skulpturen und Bilder, die auch im Poolbereich diskret auf die Sammelleidenschaft des kunstsinnigen Besitzers verweisen.  Die Ruheräume tragen Namen wie Auszeit, Atempause und Ruhequelle und sie halten auch, was sie versprechen: bequeme Liegen, Bücher, ein offener Kamin oder ein kleiner Springbrunnen sorgen für Entspannung pur. Überhaupt die Namen. Da haben sich die Macher einiges einfallen lassen: In der Pflegequelle werden müde Füße munter,  Einklang verspricht eine Massage und statt profan  Beauty steht fast poetisch „Lebensfreude, Ausstrahlung“ an der Tür des Kosmetik-Studios.  Natürlich gibt es auch eine Finnische Sauna, ein Sanarium, eine Eisgrotte, Erlebnisduschen und einen topmodernen Fitnessraum – alles, was heute halt so zu einem Wellnessbereich gehört. Dazu eine wonnige Daumensauna und eine eher pompöse Herren-Spa-Suite, in der sich Manager und Banker ungestört  über die derzeitige  Wirtschaftskrise und die ausbleibenden Boni-Zahlungen austauschen können.
4400 Quadratmeter groß ist der neue Wellness-Bereich und – geht es nach Heinz Schiebenes  – „mit einer der schönsten in Deutschland“.  Der alerte Geschäftsführer mit dem Aussehen des jungen Gerhard Schröder will das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe „mindestens unter den ersten fünf  Häusern“ in Deutschland sehen und lässt sich in seinem Ehrgeiz auch von so großen Namen wie Bareiss  (Hotel Bareiss in Baiersbronn) oder Fässler (Sonnenalp Ofterschwang), die regelmäßig im Ranking privat geführter Resorts vorne liegen,  nicht bremsen.  Eine Präsidentensuite mit eigenem  Dampfbad und  Sauna zielt auf Gäste aus dem arabischen Raum oder auf Unternehmer, die „ungesehen entspannen wollen“.  Die lichten Zimmer im Neubau  vermeiden jedes Landhaus-Pathos:  edle Hölzer und Stoffe sowie modernes Design sorgen für Wohlbefinden auf der Höhe der Zeit. Ganz anders das Jagdschloss, wo Biedermeier-Möbel und Stuckdecken eine Ahnung früherer Pracht vermitteln. Oder das Torhaus, wo Laura Ashley tausend Blumen auf Vorhängen und Kissen blühen lassen durfte. Für Tagungen oder Hochzeiten empfiehlt sich der alte Schlosssaal, mit viel Einfühlungsvermögen  wieder in den Originalzustand versetzt und mit Fundstücken aus dem Speicher sowie Porträts aus der von Reinhold Würth erworbenen Welfensammlung ausgestattet.
Das ganze Ensemble trägt die Handschrift eines großzügigen Gastgebers, der seine Gäste gerne teilhaben lässt – an seiner Leidenschaft für bildende Kunst und seiner Liebe zu Büchern. Offene Kamine verbreiten gemütliche Wärme. Offene Türen ermöglichen den Durchblick und große Fenster den Ausblick auf den schönen, alten Park.
Natürlich gibt es auch eine gediegene Bar und eine Raucher-Lounge, einen gut ausgestatteten Weinkeller und eine einladende Bibliothek,  eine Jägerstube und ein Spa-Restaurant.
Schon vor Würth war jedoch das Gourmet-Restaurant Aushängeschild  des Hauses. Dafür stand  Sternekoch Lothar Eiermann, der sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet hat.  Der Nachfolger ist schon  gefunden:  Mit dem Zwei-Sterne-Koch Boris Benecke,  seit 2002   Küchenchef des Gourmet-Restaurants „La Bellezza“ im Hotel Paradies in Ftan in Graubünden, wird das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe „gastronomisch in aller Munde sein“,  ist  Schiebenes überzeugt.  Der 32-jährige Norddeutsche hat unter anderem bei Heinz Winkler, Harald Wohlfahrt und Dieter Müller gelernt – allesamt mit drei Sternen dekoriert – und will sich auf eine innovative Küche mit naturbelassenen Zutaten spezialisieren.  Wenn er am 15. April erstmals sein Küchenreich betritt, wird Restaurant-Direktor Dominique Metzger, bis Ende 2008 im schicken Münchner Tantris, schon zwei Monate Landluft geschnuppert haben – und dem Kollegen auch sagen können, was der Harley-Fahrer und mehrfache Ehrendoktor Reinhold Würth am liebsten speist.     

Info: Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe, 74639 Zweiflingen-Friedrichsruhe, Tel. 0794/6087-0, E-Mail: hotel@schlosshotel-friedrichsruhe.de, www.schlosshotel-friedrichsruhe.de            
         

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert