Eingeschlossen; Michael Northrops „Kälte“

Es fängt alles ganz harmlos an: Ein Schneesturm schneidet ein paar Schülern den Heimweg ab. Sie haben in der Schule Zuflucht gefunden. Der einzige Lehrer, der am Anfang noch dabei ist, verschwindet im alles umfassenden Weiß. Dann sind die Schüler auf sich allein gestellt und auf einander angewiesen. Was zunächst wie ein harmloses Abenteuer aussieht, entwickelt sich zu einer Katastrophe, weil der Schnee alles unter sich zu begraben droht.

Dabei könnten die betroffenen Schüler nicht unterschiedlicher sein. Scotty, Pete und Jason sind Freunde ebenso wie die Mädchen Krista und Julie. Dann wären da noch Les, der als Schlägertyp gilt und den anderen erstmal Angst macht, und der „Freak“ Elija, den keiner so recht kennt. In seinem Thriller „Kälte“macht Michael Northrop Scotty zum Chronisten der tragischen Ereignisse.
Der Junge erzählt mal schnoddrig, mal erstaunt, wie die Schneekatastrophe und das schicksalhafte Eingeschlossensein die Jugendlichen verändert, wie sie in eigene Abgründe blicken und Fehleinschätzungen korrigieren. Während draußen der Sturm tobt, müssen sie sich mit einander und mit den eigenen Schwächen auseinander setzen. Northrop baut die Spannung sorgsam auf, lässt der Entwicklung der Charaktere Raum und hat trotzdem die Leser schon auf den ersten Seiten am Haken. Bis zum bitteren Ende hoffen und bangen sie mit den Protagonisten, die ihnen trotz oder wegen ihrer Unzulänglichkeiten und ihrer wenig heldenhaften Durchschnittlichkeit ans Herz gewachsen sind.
Es sind eben ganz normale Jugendliche, mit denen die Leser sich identifizieren können – selbst wenn sie, der Situation geschuldet, über sich hinaus wachsen. Auch das macht den Reiz dieses beklemmenden Romans aus. Lilo Solcher
Info: Michael Northrop, Kälte, Loewe, 256 S., 6,95 Euro, ab 13


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