Ein Hoch auf den Osten: Christoph Brummes „Auf einem blauen Elefanten“

Für eine Weile wollte der Schriftsteller Christoph Brumme „der Industrialisierung des Bewusstseins“ entgehen. Deshalb setzt er sich auf sein Rad und strampelt über 5000 Kilometer bis ins russische Saratov. Über den ungewöhnlichen Weg dorthin und zurück hat er Buch geführt. Das liest sich stellenweise wie eine etwas ungelenke Hommage auf die Länder, die lange Zeit hinter dem Eisernen Vorhang versteckt waren.

Angst hat er nie, denn die „Räuber und Banditen“, vor denen er immer wieder gewarnt wurde, „säen und Pflanzen, sie sammeln Reisig im Wald. Sie tragen Stützstrümpfe und Hörgeräte“. Kurz, alles ist ganz anders als der unbedarfte Westler meint. Allerdings ist Brumme auch regelrecht verliebt in diese unvollkommene Welt, in der ein Tourist auf dem Fahrrad noch eine Sensation ist – grade so als käme er auf einem blauen Elefanten daher. Brummes Buch macht neugierig auf Länder wie die Ukraine oder Russland, auch wenn es dort Erlebnisse gibt, an denen Kafka seine helle Freude gehabt hätte.
Der Autor schildert die Menschen, ihren Alltag und seine Lust an größeren und kleineren Besäufnissen, die zu großartigen Verbrüderungen führen. Und er fragt sich, warum die Angst vor den Ländern im Osten so groß ist, obwohl die doch nicht gefährlicher sind als etwa die Mafia-Heimat Italien. Eine ganz besondere Liebeserklärung an diese Länder sind die farbigen Bilder von kunstvoll verzierten Wartehäuschen in der Mitte des Buches. Die Schwarz-Weiß-Bilder im Text sind allerdings von eher schlichter Qualität. Auf alle Fälle: Lesen lohnt, weil man dann vielleicht ganz neue Reiseziele entdeckt. 
Info: Christoph D. Brumme, Auf einem blauen Elefanten – 8353 Kiometer mit dem Fahrrad von Berlin an die Wolga und zurück, Dittrich, 250 S., 19,80 Euro

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert