Die Touristische Runde im Johannesbad

So etwas hat es beim Ausflug der Touristischen Runde noch nie gegeben. Um 8.30 war die Abfahrt des Geldhauser Busses ab München vorgesehen, drei Minuten später konnten wir schon losfahren: die meisten Teilnehmer waren sogar schon vor der Zeit an Bord. Ziel des Ausflugs 2008 war das Johannesbad in Bad Füssing. Nach zwei Stunden Fahrt, während der  Regen auf das Busdach prasselte, war das Ziel erreicht und wir ließen uns von Helmut Karg, Vorstandsvorsitzender der Johannesbad Management AG, die Visionen für den Gesundheitsurlaub der Zukunft schildern.
 

Das Thema ist aktueller denn je – nicht nur auf Grund der demographischen Entwicklung. Gesundheitsurlaub gilt als der Wachstumsmarkt der Zukunft. Auch Trendforscher gehen davon aus, dass Gesundheitsurlaub den in die Jahre gekommenen Begriff Wellness ablöst. Kein Wunder also, dass die Johannesbad Unternehmensgruppe, die sich mit 3600 Betten als einen der größten europäischen Anbieter im Gesundheitsbereich definiert, ihren bisherigen Weg bestätigt sieht und für die Zukunft auf „Medical Wellness“ setzt. 
Seit 50 Jahren schreibt die Familie Zwick in Bad Füssing  Geschichte. Gründer Dr. Eduard Zwick, der Vater von Dr. Johannes Zwick, der sich als Aufsichtsratsvorsitzender um die strategischen Belange der Johannesbad Management AG kümmert, galt als „Spezl“ des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und als bayerischer Bäderkönig. Sohn Johannes, in Sumatra geboren, will das Erbe nicht nur weiterführen, sondern auf die Bedürfnisse der Zukunft ausrichten: Weg vom Klinik-Image hin zu einer entspannten Hotelatmosphäre. Für die Fitnesskur in Bad Füssing, das mit 2,7 Millionen Übernachtungen größter Kurort in Europa ist, nimmt das Familienunternehmen 25 Millionen Euro in die Hand.
Interessierte Rundenmitglieder konnten sich ein Bild davon machen, wohin die Reise geht. Helmut Karg führte uns nicht nur Zukunftsvisionen vor Augen, sondern auch Modelle und Bilder, etwa von der Vulkantherme, die im September eröffnen soll, oder vom künftigen Trainingszentrum, dessen über 100 Geräte sich intelligent auf den Einzelnen einstellen können. Alle Neuerungen werden bei laufendem Betrieb durchgeführt, um weder Kunden noch Zeit zu verlieren. Schließlich soll der Umsatz (jährlich rund 80 Millionen) auch während der Umbau-Maßnahmen stimmen.
„Wir haben auch schwierige Zeiten hinter uns“,  räumte Karg auf Fragen ein und machte dafür die Sparzwänge der Kostenträger im Gesundheitswesen verantwortlich. Wie andere Bäder auch drohte das Johannesbad zum Opfer von Preiskämpfen um Kassenpatienten zu werden. Deshalb orientiere man sich um, wolle mit einem optimierten Angebot mehr Privatpatienten und Selbstzahler ansprechen. Waren die Kassenpatienten „noch sehr leidensfähig“, seien die Ansprüche der Selbstzahler „eher hoch“. Man dürfe also weder bei Investitionen noch bei der Qualität der Behandlungen sparen. Als „einer der größten Ausbilder im Gesundheitsbereich“ bilde die Johannesbad Unternehmensgruppe ihren eigenen qualifizierten Nachwuchs aus. Davon profitierten die Gäste und das Unternehmen selbst. Neue Produkte hätten die Gästestruktur deutlich verjüngt, konstatierte Karg zufrieden.
 „Wir suchen neue Geschäftsfelder und neue Kunden“, sagte der Manager unverblümt und stellte klar: „Die klassische Kur wird es in Zukunft nicht mehr geben.“ Die Kernkompetenz der Unternehmensgruppe sieht Karg „im therapeutischen Bereich“, die Zielgruppe im Segment 50 plus. Dass die Umstrukturierung einer Zweiklassen-Medizin Vorschub leistet, stört Karg nicht. Die gäbe es „de facto schon jetzt“, argumentiert er.
1,2 Millionen Therapien jährlich machen das Johannesbad zum größten ambulanten Zentrum in Deutschland, in dem von der Akut- bis zur Komplementärmedizin alles behandelt wird. Die Erfolge können sich laut Karg sehen lassen: „Fragebögen dokumentieren, dass es den Gästen nach dem Aufenthalt deutlich besser geht.“ Das liegt vor allem  an der Quelle, die 56 Grad heiß aus über 1000 Meter Tiefe quillt und über 20 000 Jahre alt ist. Für die Therapie wird sie auf 39 bis 24 Grad heruntergekühlt.
Von der positiven Wirkung des warmen mineralhaltigen Wassers konnte sich jedes  Rundenmitglied am Nachmittag nach Lust und Laune überzeugen. Beim leichten Mittagessen im Hotel „König Ludwig“ überzeugten wir uns erst einmal gemeinsam von der Qualität der Küche.
4500 Quadratmeter offene Wasserfläche bietet das Johannesbad, reichlich Möglichkeiten also, verloren zu gehen. Dazu noch ein Saunaparadies im zweiten Stock, das nur mit Pfadfinderqualitäten zu finden war. In allen Räumen und Becken tummelten sich die Kollegen, allein, zu zweit oder in Grüppchen – wenn sie nicht gerade bei einer Aromaöl-Massage waren oder sich davon überzeugten, warum Tuina aus dem Chinesischen kommt und „schieben-ziehen“ bedeutet.
Schon um 17 Uhr waren die meisten wieder im Wiener Cafe versammelt, um sich mit Kaffee und Kuchen für die zweistündige Heimfahrt zu wappnen. Der Bus war ebenso pünktlich zur Stelle wie die Runde und während Fahrer Karl Groß souverän jeden Stau umfuhr, wurde es im Bus sehr ruhig. Thermalwasser kann ganz schön müde machen!

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