Die Lufthansa hat Shenyang im Norden Chinas als sechstes Ziel im Reich der Mitte in den Flugplan aufgenommen. Mit 58 wöchentlichen Flügen ist die Airline europäischer Platzhirsch in China. Wir sprachen darüber mit Thomas Klühr, Konzernbeauftragter und Leiter Hub-Management in München.
Frage: Mit dem Flug von München nach Shenyang weiten Sie Ihre Präsenz in China aus, während Air Berlin gerade erst Flüge in die Volksrepublik gestrichen hat. Warum?
Klühr: Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass sich der Wachstumsmarkt China weiter entwickeln wird und natürlich wollen wir daran teilhaben. Außerdem hat die Lufthansa eine lange Tradition intensiver Zusammenarbeit mit dem Reich der Mitte. Wir kooperieren eng mit den beiden chinesischen Fluggesellschaften und haben zusammen mit Air China auf dem Flughafen Peking die größte Wartungshalle Asiens gebaut. Die Lufthansa beschäftigt 240 chinesische Flugbegleiter und hat 10 000 Konzernmitarbeiter in China.
Frage: Aber ist China nicht ein eher komplizierter Partner?
Klühr: Ich denke, in China, ja in ganz Asien muss man in längeren Zeiträumen denken. China ist ein unglaublich wichtiges Land mit einem großen Potenzial. Das trifft im übrigen auch auf Shenyang zu, wo viele bedeutende Unternehmen im Automobil- und Schiffsbau, in der Pharmazie aber auch im IT-Sektor angesiedelt sind.
Frage: Also eher ein Geschäftsreiseziel?
Klühr: Auf alle Fälle. Denken Sie nur an BMW. Das Werk in Shenyang ist jetzt für die Manager aus München und Dingolfing leicht erreichbar.
Frage: Allerdings nur über Seoul. Warum fliegen Sie den Umweg über Korea?
Klühr: Wir entwickeln das Ziel mit Augenmaß. Der erste Schritt führt über die etablierte Strecke nach Seoul. So können wir bereits eine Grundauslastung sicherstellen und der Markt kann sich allmählich entwickeln. Zugleich werden wir in Zukunft noch mehr in die chinesische Fläche gehen, weil wir da bessere Wachstumsmöglichkeiten sehen als auf den etablierten Strecken.
Frage: Fürchten Sie nicht, dass Ihre Ausbaupläne durch die steigenden Kerosinpreise und den Druck der Umweltdiskussionen gebremst werden?
Klühr: Der hohe Ölpreis entfaltet einen enormen Kostendruck auch für Lufthansa. So haben wir die Kerosinzuschläge nochmals erhöhen müssen. Aufgrund unserer finanziellen Stabilität haben wir allerdings Vorteile gegenüber den Konkurrenten. Was die Umweltdiskussion angeht: Die Lösung ist nicht Verzicht. Man kann den Menschen ihre Mobilität nicht mehr nehmen. Die Frage muss lauten: Wie organisiere ich die Mobilität möglichst umweltfreundlich. Umweltschutz ist eines unserer vorrangigen Unternehmensziele. Seit 1991 konnte Lufthansa den spezifischen Treibstoffverbrauch pro Fluggast um 30 Prozent senken. In den nächsten zwei Jahren bekommen wir mehr als 100 neue Flugzeuge, die deutlich weniger Kerosin verbrauchen. Und wir arbeiten ständig an weiteren Einsparungsmaßnamen.
Frage: Zurück zum Flughafen München, von dem ja auch der Flug nach Shenyang startet. Wie sehen Sie die künftige Anbindung nachdem der Transrapid politisch vom Tisch ist?
Klühr: Ja, das ist absolut kritisch, weil kein Plan B in der Schublade ist. Ich kann nur hoffen, dass man möglichst schnell mit allen Kräften eine kurzfristige Lösung schafft, um dann Luft für die Planung einer möglichst perfekten Verbindung zu haben. So wie jetzt kann es jedenfalls auf keinen Fall bleiben.