Zwölf deutsche Städte erwarten sich von der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr nicht nur einen Ansturm der Fans, sondern auch einen nachhaltigen Impuls für den Tourismus. Wir sprachen mit dem Präsidenten des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter-Verbands Klaus Laepple über Erwartungen zur und Auswirkungen der WM.
Frage: Was bringt die Fußballweltmeisterschaft denn dem deutschen Tourismus?
Laepple: Schon jetzt gibt es in zwölf Städten wunderschöne neue Stadien und die bleiben über die WM hinaus. Wir gehen davon aus, dass alle 3,2 Millionen Eintrittskarten für 64 Spiele verkauft werden und erwarten etwa eine Millionen Besucher aus dem Ausland. Das wären fünf Millionen zusätzliche Übernachtungen in Deutschland. Bei günstiger Konstellation je nachdem, welche Mannschaft im Halbfinale ist können es bis zu zehn Millionen werden.
Frage: Haben Sie schon eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgemacht?
Laepple: Wir rechnen mit einer Wertschöpfung von zehn Millionen Euro. Das ist natürlich etwas für Deutschland und dafür muss das Land auch etwas tun. Immerhin bietet die Fußball-WM die einmalige Chance, unser Land von seiner positiven Seite zu zeigen.Wenn wir diese Riesenchance vertun, wäre es eine Katastrophe.
Frage: Haben Sie keine Sorge, dass die massierten Fußball-Fans andere davon abhalten könnten, nach Deutschland zu reisen?
Laepple: Ich denke, dass ein solcher Abschreckungseffekt, der sicher vorhanden ist, mehr als kompensiert wird. Das wird so etwas wie eine kleine Völkerwanderung werden in dieser Zeit von Spielort zu Spielort.
Frage: Was muss Ihrer Meinung nach noch getan werden?
Laepple: Erst mal müssen die Mobilitätsvorraussetzungen geschaffen werden. Die Bahn steht da gut da mit dem ICE. Aber es fehlen noch immer mehrsprachige Straßenschilder. Ich freue mich auch über die Selbstverpflichtung der Hoteliers, die versprochen haben, keine Fantasiepreise zu fordern. Denn wenn das Portemonnaie schon zur Halbzeit leer ist, verliert jeder Fan die Lust. Wichtig ist die positive Grundstimmung und eine funktionierende Servicekette. Ich finde es toll, dass viele der 7000 Berliner Taxifahrer auf Anregung der Berlin Tourismus Marketing Englisch lernen. Das ist eine Investition in die Zukunft.
Frage: Und was trägt die FIFA zu all dem bei?
Laepple: Das ist ein Thema für sich. Die FIFA ist für mich ein Staat im Staat und manche ihrer Strukturen könnten an die Mafia erinnern. Ich bin nicht sehr glücklich über den Umgang mit den Eintrittskarten. Die FIFA erinnert mich an einen Spieler, der die Spielregeln aufstellt und sie während des Spiels nach Gutdünken verändert.
07Okt. 2005