Die Reiseanalyse brachte es an den Tag: Erstmals seit Jahren hat die Deutsche Bahn wieder zugelegt. Wenn es nach Dr. Oliver Haferbeck geht, zuständig für Produktmanagement und Zielmärkte, soll das erst der Anfang sein. „Wir räumen alle Argumente aus, die gegen eine Bahnreise sprechen“, gibt der Manager ein Ziel vor. Nicht nur auf der Schiene will die Deutsche Bahn in Zukunft mobil machen. Dafür bündelt Haferbeck möglichst viele Mobilitätsbausteine – Carsharing, Gepäcktransport, Rail & Fly, Call a bike – unter einem Dach und vertreibt sie über die DB-Vertriebswege. So will sich die Bahn als Spezialist für maßgeschneiderte Mobilität profilieren.
1. Carsharing
„Mit uns sind Sie deutschlandweit mobil“ verspricht die Bahn Geschäftsreisenden. In über 100 Städten stehen insgesamt 1500 Fahrzeuge für die Mobilität von Firmenmitarbeitern bereit. Nach Vertragsabschluss können die Mitarbeiter mit ihrer Kundenkarte das gebuchte Fahrzeug „zu günstigen Tarifen“ abholen und auch wieder abgeben – rund um die Uhr. Einen Alfa Mito gibt es für Firmenkunden ab 1,60 Euro die Stunde ebenso einen Audi A4, untertags sind beide deutlich teurer: 4,12 und 6,64 Euro. Auch die Tagespreise variieren zwischen 41,10und 66,39 Euro. Ab dem fünften Tag wird’s bei beiden deutlich günstiger: 18,49 Euro kostet der Mito, 28,57 Euro der A 4. Eine Klasse für sich – auch preislich – ist die Oberklasse. Für einen BMW der 5er Klasse muss man pro Tag 91,60 Euro und ab dem fünften Tag 41,18 Euro rechnen. Dazu kommt noch die Spritpauschale je Kilometer, die zwischen 0,13 (Mito) und 0,168 Euro (BMW 5er) schwankt. Im Servicepaket enthalten sind die Vollkakso/Teilkaskoversicherung mit 750 Euro Selbstbeteiligung und unbegrenzte Kilometer.
Ähnliche Bedingungen gelten auch für das normale Carsharing. Allerdings sind die Preise hier deutlich höher. Das Procedere ist einfach. Die Kunden buchen ihr Auto kostenfrei übers Internet, egal ob lange im Voraus oder spontan, ob stundenweise oder für mehrere Tage. Zum Abschluss der Buchung identifizieren sie sich über eine Kundennummer und ein Passwort, das sie zum Vertragsabschluss erhalten. Die Kundenkarte ist auch der Schlüssel zum gewünschten Auto. Infos unter www.dbcarsharing.de
2. Zug zum Flug
Rail & Fly ist der klassische Zug zum Flug, den viele Fluggesellschaften als Zubringer anbieten. Besonders angenehm ist diese Anreise natürlich dann, wenn eine direkte Fernverkehrs-Verbindung zum Flughafen besteht, wie in Frankfurt am Main, in Düsseldorf, Leipzig/Halle und Köln/Bonn. In München beispielsweise ist es schon beschwerlicher, weil man da am weit vom Flughafen entfernten Hauptbahnhof erst in die S-Bahn umsteigen muss, die auch noch „an jeder Milchkanne“ hält. Und nach Berlin Tegel gibt es nicht einmal eine S-Bahn-Verbindung. Grundsätzlich aber gilt Rail & Fly von und zu jedem der über 5 600 DB-Bahnhöfe und von und zu jedem deutschen Flughafen sowie dem Flughafen Basel. Gültig ist das Ticket in allen Zügen, auch dem ICE, nicht aber dem Thalys oder dem DB-Autozug. In Nachtzügen ist das Kontingent begrenzt. Für die ICE Sprinter Züge besteht nicht nur Reservierungspflicht, sie kosten auch noch einen Aufschlag von 11 Euro für die 2. und 16 Euro für die 1. Klasse. Rail & Fly ist ein Angebot der Airlines, eine Liste der Partnerairlines findet sich nach einigen Klicks unter www.bahn.de/bahnflug
Ab Köln, Siegburg, Stuttgart und Frankfurt funktioniert AiRail, eine Kooperation der Bahn mit der Lufthansa, die optimale Anschlüsse und kurze Umsteig-Zeiten garantiert. Denn die Zugfahrten sind auf den Lufthansa Flugplan abgestimmt und der Reisende besteigt den Zug schon mit der Flugnummer, hebt also eigentlich schon am Bahnhof ab. Zwischen Köln und Frankfurt ist er dann gerade mal 56 Minuten unterwegs. Auch beim Check-in lässt sich Zeit sparen, es ist für die AiRail Fahrt und den Anschlussflug bis 15 Minuten vor Abfahrt des Zuges möglich. Seit Ende letzten Jahres kann man auch online einchecken und den Sitzplatz auswählen. Und, wichtig für Vielreisende: Auf den AiRail-Strecken können sie auch Meilen sammeln. Bequem ihr Gepäck los werden können Reisende am AiRail Terminal des Fernbahnhofs Frankfurt. Hier geben sie Koffer und Taschen für den Weiterflug auf und finden beides nach der Rückkehr auch wieder vor. Auf der Strecke Stuttgart- Frankfurt kommen AiRail-Gäste in den Genuss eines speziellen Sitzplatzkontingents der Lufthansa sowohl in der 1. Wie auch in der 2. Klasse. Zwischen Köln, Siegburg/Bonn und dem Frankfurter Flughafen steht den AiRail-Passagieren ein exklusiver Bereich im Wagen 21 zur Verfügung. Business Class Reisende können es sich in der Panoramalounge bequem machen und sich von aufmerksamen Zugbegleitern verwöhnen lassen.
3. Gepäckservice
Man kennt es: Unhandliches Gepäck belastet. In vielen Bahnhöfen gibt es keine Rolltreppen und man muss die schweren Koffer treppauf , treppab schleppen, weil sich auch nur selten ein Gepäckträger findet. Da kommt der Flughafenservice gerade recht. Wer von Berlin-Tegel, Frankfurt/M, Hamburg, Hannover, Leipzig/Halle oder München-Erding aus abfliegt und mit der Bahn zum Flughafen reist, kann sein Gepäck zu einer der Gepäckaufbewahrungen vor Ort schicken. Dort holt er es vor dem Abflug ab und checkt es ein. Auch bei der Rückkehr braucht der Reisende sein Gepäck nur wieder bei der Gepäckaufbewahrung abgeben, die es dann an die Hausadresse schickt. Ganz billig ist dieser Service nicht und für den Transport muss man mindestens zwei Werktage einkalkulieren. Da gilt es frühzeitig zu planen. 15,90 Euro sind jeweils für das erste und zweite Gepäckstück fällig – sofern es Normalgröße und -Gewicht nicht überschreitet. Alles, was größer und schwerer ist, kostet 24,90 Euro. Ab dem dritten Gepäckstück wird’s billiger. Es lohnt sich auf alle Fälle, die Konditionen genau zu studieren. Denn eine Zustellung nach den üblichen Geschäftszeiten etwa erhöht den Preis deutlich.
Neu ist der Gepäckservice in Kooperation mit dem Logistikdienstleister Hermes. Ab April können Kunden, die ihre Koffer nicht mit in den Zug nehmen wollen, diese in über 7000 Hermes-Paket- Shops abgeben, die dann den Transport organisieren – für 13,80 Euro pro Gepäckstück. „Damit erleichtern wir die Prozesse vor allem für Geschäftsreisende“, freut sich Mobilitätsmanager Haferbeck. Denn wer könne es sich schon leisten, möglicherweise zu Hause zwei Stunden auf die Gepäckabholung zu warten. Infos: www.bahn.de/bahnflug
4. Call a bike
Wenn der Frühling kommt, muss das Fortbewegungsmittel vor Ort auch nicht unbedingt ein Auto sein. Immer mehr Manager steigen aufs Fahrrad um, um sich beim Treten in die Pedale die nötige sportliche Bewegung zu verschaffen. In Berlin, Frankfurt/M, Karlsruhe, Köln, München und Stuttgart macht eine Flotte von Leih-Fahrrädern rund um die Uhr umweltfreundlich mobil. „Call a bike“ heißt der Service der Bahn, der auch in Freiburg oder Fulda, in Baden-Baden oder Würzburg und vielen anderen Städten gut angenommen wird. Dort stehen am jeweiligen Hauptbahnhof fünf bis 20 Call-Bikes für individuelle Stadtfahrten zur Verfügung. Das innerstädtische Mietradsystem für die kurzfristige Ausleihe per Handy mit minutengenauer Abrechnung wird immer beliebter: 2008 stieg die Zahl der registrierten Nutzer um zwölf Prozent auf 80 000, die Zahl der Fahrten sogar um 25 Prozent. Die einmalige Anmeldung kostet 5 Euro (Startguthaben, das „abgeradelt“ werden kann) und gilt nicht nur für eine Stadt sondern für ganz Deutschland. Die Leihgebühr beträgt pro Minute 8 Cent. Mit BahnCard wird’s billiger, dann kostet die Minute 6 Cent. Wenn man länger unterwegs ist, zahlt sich ein Tagespreis aus. Mit 9 Euro ist man dabei. Infos: www.callabike.de
5. Mobil im Nahverkehr
Umweltfreundlich ist auch der öffentliche Nahverkehr. Mit dem Verbundticket „City Mobil“, das Bahnkunden gleichzeitig mit ihrer Zug-Fahrkarte kaufen können, sparen sie viel Zeit, weil sie nicht erst vor Ort nach dem richtigen Ticket suchen müssen. „City Mobil“ gilt für U- und S-Bahn, für Bus, Straßenbahn und Stadtbahn in über 110 Städten. „City Mobil“ gibt es in zwei Ausführungen, als Einzelfahrt, direkt im Anschluss an die Bahnfahrkarte mit einer Geltungsdauer von zwei bis drei Stunden sowie als Tageskarte für beliebig viele Fahrten im Anschluss an die Bahnfahrt. Für Besitzer einer BahnCard ist bei einer Bahnfahrt über 100 Kilometer das City-Ticket für die konstelose Weiterfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr inklusive. Bei der Mobility BahnCard 100 ist das City Ticket immer integriert. Eine Liste der teilnehmenden Städte findet sich unter www.bahn.de/cityticket
6. Bei Anruf Taxi
Besonders stolz ist Oliver Haferbeck auf die Vereinbarung mit dem Taxiverband. Ihr ist es zu verdanken, dass in allen Orten ab 5000 Einwohnern unter der Nummer 22458 die Taxizentrale mobil erreichbar ist, rund um die Uhr. „Das ist fantastisch“, schwärmt der Bahn-Mann, „vor allem für Geschäftsreisende, die oft spät nachts ankommen und dann kein Taxi mehr vor dem Bahnhof vorfinden.“
Mit all diesen Aktivitäten ist der Mobilitätsmanager zwar schon ziemlich ausgelastet. Aber Haferbeck denkt weiter. Kooperationen vor Ort wie die mit dem Europapark Rust, die für ihn Pilotcharakter hat, könnte er sich auch für Messen und Kongresse vorstellen. „Eine Vereinfachung der Reisekette wäre natürlich auch für Geschäftsreisende hilfreich“, denkt Haferbeck an neue Arbeitsfelder. Derzeit freilich geht es ihm in erster Linie darum, „alle Themen, die wir haben, auch bekannt zu machen. Dann haben wir schon eine Menge erreicht.“ Ziel ist es, die Bahn als Lösung für alle Mobilitätsbedürfnisse im Kopf der Deutschen zu verankern.
Schließlich gibt’s ja auch noch die Möglichkeit, gleich mit der Bahnfahrt auch das Hotelzimmer zu buchen. 210 000 Hotels weltweit stehen zur Auswahl, viele in Bahnhofsnähe. Interessant außerdem das Dauer-Spezial Hotels: Passend zum Dauer-Spezial der Bahn sind bei HRS Hotels für günstiges Geld in den deutschen Metropolen zu finden. Schließlich muss man nach all der Mobilität auch mal ausruhen können. Und das könnte man auch noch mit gutem Gewissen: Bahnfahrten sind für Firmenkunden künftig komplett mit Strom aus erneuerbaren Energien möglich. Die Bahn kauft die von den Unternehmen für die Bahnreisen ihrer Mitarbeiter benötigte Strommenge aus heimischer erneuerbarer Energie und speist sie in das Bahnstromnetz ein. Die höheren Preise für den Ökostrom – etwa ein Prozent des normalen Fahrpreises – stellt sie den Unternehmen in Rechnung.