Es war einmal ein alter Hof in Baiersbronn-Mitteltal. Generationen von Bauern wurden hier geboren, wuchsen auf, heirateten, bekamen Kinder und starben – wie überall in der Welt. Doch etwas war anders am Morlokhof, der so manchen Baiersbronnern nicht ganz geheuer war. Sonderlinge seien die Morloks, hieß es, und gemunkelt wurde von Wunderheilungen durch Handauflegen, von seltsamen Tinkturen, die Linderung verschafften, kurz von Magie. Die bäuerlichen Heiler wussten tatsächlich Wunderdinge zu vollbringen und sie schöpften ihr Wissen aus einem familiären Fundus von Rezepturen und Beschwörungen, von Schutzformeln und rituellen Handlungsanweisungen. All das ahnte man in Mitteltal, doch inzwischen hat der alte Hof seine Geheimnisse preisgegeben. Und ausgerechnet Hermann Bareiss, ein Grande der deutschen Hoteliers, war es, der sie ihm entlockte.
Denn der Hotelier, der schon in seinem luxuriösen Hotel Bareiss Traditionsbewusstsein und Heimatverbundenheit pflegte, indem er etwa
Dorfstuben aus dem 18. Jahrhundert originalgetreu einbauen ließ, eine
Wanderhütte in den Wald stellte oder das Weidelandprojekt mit der
Schwarzwälder Traditionsrasse Hinterwälder Rind auf den Weg brachte und
vor dem Hotel eine Landschaft mit Naturteichen anlegen ließ, hatte
sich in den Morlokhof verguckt, den man von den Fenstern des Hotels
Bareiss aus sehen konnte. Ein Hof auf dem Hügel, der seit Jahren im
Dornröschenschlaf lag.
Hermann Bareiss wollte der Prinz sein, der ihn wach küssen und die
geheimen Schätze heben durfte – und er kaufte das brach liegende
Anwesen. In der Architektin Sabine Rothfuß, die den Hof von Kindheit an
kannte, fand er eine Seelenverwandte. Gemeinsam machten sie sich daran,
dem Morlokhof seine Geschichte zu entlocken. Von den würdigen Männern
des Hofes wusste der Pfarrer 1904 zu erzählen, dass „die Zahl der
Heilungen Legion“ war. „In der Kammer hängt ein alter Spiegelscherben,
der Bergspiegel, in dem der Morlok alles sieht, die Krankheit, welche
sie gemacht hat, den Dieb, der gestohlen, die Heilmittel, alles, was er
sehen will“, hatte der fromme Mann notiert. Also doch Zauberei?
Bei der sorgfältigen Rekonstruktion des alten Hofes fanden Bauerbeiter
eine Spanschachtel, die das ganze Wissen der Morloks enthielt: Kleine
und große Schriftstücke, mit Pentagrammen und magischen Zeichen, mit
Jahreszahlen und Rezepturen („gelber Schwefel, schwarzer Teufelsdreck
und Enzian“), mit Beschwörungen und Schutzformeln auch in Hebräisch
und Latein. Aber auch Gebete fanden sich darin, bäuerliche Erfahrungen
und der Bauvertrag. Ein wahres Schatzkistlein für das Landesdenkmalamt
– und ein Glücksfall für Hermann Bareiss. Wusste er doch nun, was der
300 Jahre alte Morlokhof werden sollte: Ein Ort der Spurensuche und der
Sinnstiftung, ein Stückchen Heimat in einer rastlosen Zeit, Geschichte
zum Anfassen und zum Schmecken.
Schon jetzt gehört die „Einkehr auf dem Morlokhof“ mit regionalem
Essen und Brot aus dem Backofen zu den beliebtesten Aktivitäten. „Da
können wir dann beobachten, wie den Gästen das Herz aufgeht“, sagt
Bareiss mit kaum verhülltem Stolz. Dieses Gefühl, zurück zu den Wurzeln
zu finden, „das ist genau das, was die Gäste heute und morgen
brauchen“. Der Hotelier will den „Durst nach Heimat“ stillen, den er
mehr und mehr bei den Gästen des Drei-Generationen-Hotels erkannt zu
haben glaubt und er denkt dabei natürlich auch als Kaufmann: „Das alles
bewirkt“, sagt er und lächelt zufrieden, „dass unsere Gäste weniger
Alternativen haben zum Bareiss“.
So pilgern denn die Gäste einmal in der Woche hinauf zu dem Hof, um zu
erleben „wie es früher einmal war“, und die Mitteltäler kommen hin und
wieder und staunen über die Geschichte und die Geschichten, die der
Morlokhof erzählen kann. Und obwohl sie schon längst gestorben sind,
leben die alten Morloks heute noch – im Gedächtnis des alten Hofes und
in den Köpfen der Gäste.
Info: Der Morlokhof. Spurensuche im Mitteltal. Erhältlich über Hotel
Bareiss, 72270 Baiersbronn-Mitteltal. Tel. 07442/470, E-Mail:
info@bareiss.com
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