Das ganze Leben ist ein Märchen, und wer flink ist, erhält den Kuss der Schönen. So einfach ist das bei Terry Gillian und seinem Streifen „Brothers Grimm”. Der Regisseur und Ex-Monty-Python hat aus den beiden deutschen Gelehrten, die akribisch die Märchen und Sagen des Volkes sammelten, ein Duo infernale gemacht und aus dem Thema eine teils vergnügliche, teils irritierend böse Grimmsche Horror Picture Show.
Gillian entwickelte ein Märchen über die Märchenbrüder, eine Eskapade, in der sie selbst die Hauptrolle spielen: zwei bis zur Unkenntlichkeit verfremdete „Helden”, die sich als Trickbetrüger durchs Leben schlagen. Ihr selbst inszenierter fauler Zauber wird ihnen im französisch besetzten Deutschland zur Falle. Die Brüder verfangen sich im Garn, das sie selbst gesponnen haben, und müssen es mit einem Wirklichkeit gewordenen Alptraum aufnehmen. Das absurde Abenteuer wird für die Zuschauer zu einer spannenden Schnitzeljagd in Sachen Grimmscher Märchen, und es gibt zwei profilierten Schauspielern Gelegenheit, aus der Haut zu fahren: Noch nie hat man Matt Damon so unwiderstehlich gesehen wie hier als charmanten Hallodri Will Grimm. Und Heath Ledger darf als Träumer Jake Grimm alle Register des lebensfremden Romantikers ziehen. Dazu kommen Monica Belluci als irritierend schöne und abschreckend hässliche Spiegelkönigin sowie Lena Headey als ebenso verführerische wie kühne Fährtenleserin Angelika. Der Humor des Henkers Cavaldi (Peter Stormare) ist manchmal so rabenschwarz, dass die Zuschauer Mühe haben, ihm zu folgen. Wenn er zu Live-Musik foltert, macht die Erinnerung an Auschwitz die Szene unerträglich. Doch Regisseur Gillian liebt es, Tabus zu brechen.
Die Welt der „Brothers Grimm” hat Gillian nach seinen Vorstellungen „erschaffen”: Er ließ Schlösser und ein ganzes deutsches Städtchen bauen, in einer Studiohalle einen Wald pflanzen, Raben und Pferde trainieren: Auf dem Gelände der Prager Barrandov Studios wurde eine surreale Traumwelt Wirklichkeit, die von Harry Potter ebenso inspiriert ist wie vom Herrn der Ringe. Gillian bedient sich respektlos aller „Fantasy”-Versatzstücke und mischt sie mit Bruchstücken aus der Realität getreu seinem Motto „Die Realität ist untrennbar mit dem Reich der Fantasie verbunden”.
Trotz mancher Fettnäpfchen, in die Gillian mit Wonne stolpert, ist „Brothers Grimm” eine wunderbar schräge Hommage an die Märchenwelt der Brüder Grimm. Letztendlich gilt für den Film, was Gillian grundsätzlich über Märchen sagt: „Ich glaube, dass Märchen immer ein bisschen gefährlich und verstörend sein sollten sie sollen die bestehenden Zustände auf den Kopf stellen. Dahinter steht ein kluger Gedanke: Wer genug Märchen überstanden hat, den kann auch in der realen Welt nichts mehr schrecken.”
Kinostart am 6. Oktober.
miramax.com/thebrothergrimm