Ein bisschen viel gefurzt wird schon in diesem Buch des niederländischen Erfolgsautors Maarten’t Haart, das die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählt – ein lebenslanges Missverständnis, wie sich gegen Ende herausstellt.
Das Begräbnis des ungeliebten, weil pietistischen Stiefvaters und die
Reminiszenzen der an Parkinson leidenden Mutter sind Ausgangspunkt für
den selbstironischen, fast schnoddrigen Rückblick des Ich-Erzählers auf
seine Kindheit, seine Jugend, sein Leben – auch auf die lebenslange
Freundschaft mit Jouri.
Der Freund aus Kindertagen war für den eher schüchternen, Musik
liebenden und von Darmwinden geplagten Außenseiter immer das große
Vorbild. Nur, dass Jouri ihm nahezu jede Freundin ausspannte,
beschwerte das Zusammenleben. Erst unter dem Schneeflockenbaum, wo ihn
die schöne Frederica einst geküsst hatte, um Jouris Liebe zu erobern,
erfährt der Erzähler, dass er einiges fehlinterpretiert und sein Leben
auf falschen Voraussetzungen aufgebaut hat. Auch die Mutter hat ein
falsches Leben geführt – ein Leben, das ihr so fremd blieb wie der
Sohn, dem sie es erzählt.
Für den „Schneeflockenbaum“, der das niederländische Trauma der
Kollaboration, Nachkriegsgeschichte und religiöse Konflikte mit der
fast symbiotischen Lebens- und Liebesgeschichte zweier Männer
verknüpft, könnte Maarten’t Haart aus der eigenen Biographie geschöpft
haben. Der Erzähler schont weder sich noch die anderen und zieht den
Leser ins Vertrauen. Auch das macht den Reiz dieses Buches aus.
Info: Maarten’t Haart, Der Schneeflockenbaum, Piper, 413 S., 19,95 Euro