Er hat sich immer viel zugemutet, in den Bergen, in den Wüsten, im Eis und am Schreibtisch: Reinhold Messner, Bergsteiger, Autor, Abenteuer und Museumsgründer, ist in seinem Leben schon oft an die Grenzen gegangen – und darüber hinaus. Jetzt hat der vielseitige Südtiroler ein neues Buch herausgebracht, in dem er sich mit den Grenzen unserer Welt befasst – den Polen.
„EisPole“ beschäftigt sich mit dem „ewigen Wettlauf zum Ende der Welt“
und natürlich mit Messners eigenen Expeditionen. Die Eroberung der
Pole, das war vor 100 Jahren so spannend wie im letzten Jahrhundert der
Flug zum Mond.
Gründlich und zuweilen durchaus auch selbstkritisch setzt sich Messner
mit den Akteuren am Nord- und Südpol auseinander. Archivbilder, Stiche,
Gemälde und großformatige Fotos bringen dem Leser die Faszination der
eisigen Regionen am Ende der Welt näher. Dem Autor aber geh es vor
allem um die Menschen, die versuchten, diese feindliche Natur zu
erobern – und ihre Beweggründe. Zitate von Nietzsche bis Karl Kraus,
von Feuchtwanger bis Ernst Jünger kreisen das Thema ein, und Messner
begleitet die frühen Abenteurer mit seinen eigenen Erfahrungen. Er
weiß, was Menschen wie Amundsen, Shackleton, Scott umgetrieben hat: die
ewige Sehnsucht des Menschen sich selbst zu erfahren in der
Ausgesetztheit, die eigenen Grenzen auszuloten. „Grenzgänger zu sein,
bedeutet nicht, Grenzen zu verschieben oder neue Grenzen zu erreichen“,
schreibt er. „Es bedeutet zuallererst, seine eigenen Grenzen zu
erkennen.“
Die frühen Polarforscher mussten das auf die harte Tour machen. Heute
gibt es auch einen Pol-Tourismus, der nichts mehr mit dem zu tun hat,
was die Männer damals erlebten: „Der Zirkus um die äußersten Pole der
Erde, gestern ausschließlich von den Akteuren selbst veranstaltet, wird
jetzt von den Reiseveranstaltern inszeniert, um teure Passagen dorthin
zu verkaufen“, rügt Messner die Kommerzialisierung der letzten
Urlandschaften unserer Erde. Da passt ein Zitat von Alfred Andersch: „Freiheit wäre da, wo wir an einer Grenze sagten: Es ist genug. Es
reicht uns. Dies ist meine Utopie, und sie ist so gut wie jede andere.“
Info: Reinhold Messner, EisPole – Der ewige Wettlauf zum Ende der Welt, blv, 252 S., 35 Euro, ISBN 978-3-8354-0497-7