Das Original hat den besseren Titel „In the kitchen“. Denn genau da, in der Küche, spielt der größte Teil von Monica Alis furiosem Roman über den Zerfall einer Gesellschaft, gespiegelt in der Zersplitterung einer Persönlichkeit.
Gabriel, Gabe genannt, der Küchenchef des Hotel Imperial, der immer
davon geträumt hat, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, ist kurz vor
dem Ziel. Seine Brigade aus aller Herren Länder funktioniert bestens.
Die Geldgeber stehen bereit und Charlie, seine schöne Freundin, will
ihn heiraten. Gabe hat keinen Grund an sich zu zweifeln. Doch dann wird
Juri, ein ukrainischer Küchenhelfer, der im Keller lebte, dort tot
aufgefunden und Gabriels Leben gerät aus dem Tritt.
Er nimmt Lena, die verstörte Putzhilfe, die wohl Zeugin des Selbstmords
war, bei sich auf und verfällt der jungen Russin, die ein Opfer der
Zwangsprostitution ist. Lena wird zu Gabes Obsession. In nächtlichen
Alpträumen kehrt der tote Juri zurück. Als sich seine Freundin wegen
Lena von ihm trennt, eskaliert die Situation. Gabe fühlt sich von
Verrätern umgeben, wittert hinter jedem Gespräch Betrug und verliert
zusehends den Boden unter den Füßen auch weil er zusehen muss, wie sein
Vater stirbt. Der bisher so erfolgreiche Küchenchef driftet mehr und
mehr in die Irrationalität ab, wo Traum und Wirklichkeit aufeinander
stoßen. Sein Nervenzusammenbruch kostet ihn Job und Lebenstraum, hilft
aber , einen Menschenhandel aufzudecken, der Hinter den Kulissen des
feinen Hotels vonstatten ging.
Die aus Bangladesch stammende Schriftstellerin Monica Ali (Brick Lane, Alejento Blues) lässt ihren
Antihelden durch eine Welt irren, die zeitweise wie der Vorhof zur
Hölle wirkt. Ein Satz gegen Ende zeigt, woran Gabe zu zerbrechen
drohte: „Nur trieb man sich selbst in den Wahnsinn, wenn man die Welt
nicht hinnahm wie sie war“. Am Ende ist Gabe ernüchtert aber vielleicht
auch bereit, sein Leben neu zu wagen.
Info: Monica Ali, Hotel Imperial, Droemer Knaur, 560 S.,19,95 Euro