Papa Hemingway hätte sich gewundert. Zu seiner Zeit dachte man noch nicht an die Umwelt. Da hatte man andere Probleme. Jetzt schaut er von vielen Bildern in der Hemingway-Bar des Best-WesternHotels Victoria, wo abends zwar ganz in seinem Sinne Cocktails gemixt werden, beim morgendlichen Frühstücksbüfett aber auf Amerikanismen verzichtet wird – zugunsten frischer Produkte aus der Region. Das Hotel in Freiburg, der grünen Vorzeigestadt, bezeichnet sich selbst als das „umweltfreundlichste Privat-Hotel der Welt“ und hat diverse Öko-Auszeichnungen eingeheimst.
Auch wenn es inzwischen viele Nachahmer gibt, ist sich Hotelier Bertram Späth(50) sicher: „So umfassend wie wir machen es die wenigsten. Bei uns zieht sich der Umweltschutz durch alle Bereiche von den Lebensmitteln über Wasser und Putzmittel bis zum Strom.“
Obwohl es mit 210 000 Kilowattstunden Strom und 450 000 Kilowattstunden Heizenergie jährlich soviel Strom wie 60 Haushalte verbraucht und soviel Wärme wie zur Beheizung von 15 Einfamilienhäusern nötig wäre, gilt das Haus als Nullemissionshotel. Das Victoria nutzt mit Sonne, Wind, Wasser und Holz die Energiequellen der Region und gibt so dem klimaschädigenden Kohlendioxid keine Chance.
Die Vorreiterrolle haben sich der Hotelier und seine Frau Astrid (47) seit 1985 erkämpft. „Damals war Öko im Hotel nicht gefragt“, erinnert sich Astrid Späth. „Im Gegenteil, es passte nicht zum Viersterne-Image und schon bei den Waschmitteln gab es einen Riesenkampf mit den Herstellern.“ Heute ist das Hotel mit seiner konsequent ökologischen Ausrichtung ein Vorzeigemodell. Und die Gäste wissen das zu schätzen. Für die Hälfte sei das Thema wichtig, hat Bertram Späth erfahren, ein „Sympathiefaktor“, und rund 1500 kämen nur wegen des Umweltaspekts, viele aus Asien. Vier bis fünfmal im Monat steigen die Hoteliers mit interessierten Gästen dem Hotel aufs Dach, um das Solarkraftwerk zu besichtigen und in den Keller, wo die moderne Holzpellets-Heizung für die Warmwasserversorgung steht. Stolz erklärt Bertram Späth auch die neue, hocheffektive Grundwasserkühlung für die Klimaanlagen in den Zimmern – selbst für ihn Neuland.
Die Gäste sollen sich schließlich im Hotel wohl fühlen und nicht auf den gewohnten Komfort verzichten müssen. Dafür sorgen die intelligente Technik im Hintergrund – und die aufgeklärten Mitarbeiter. „Unsere Mitarbeiter sind nicht nur eigens geschult und gut informiert, sie stehen auch hinter dem Öko-Modell und machen selbst Vorschläge“, plaudert Astrid Späth aus dem Nähkästchen: „Da kommt immer ganz viel zusammen“. Die durchschnittliche Jahresauslastung von über 80 Prozent macht dem engagierten Hotelierpaar Mut, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. „Wir durchleuchten jeden Bereich“, erklärt Bertram Späth, „schauen, wie wir umweltfreundlich und wirtschaftlich zugleich arbeiten können.“ Und Astrid Späth sekundiert: „Ich denke bei jedem Einkauf an die Umwelt, bei jeder Farbe, mit der wir die Wände streichen, jeder Glühbirne, beim Frühstückskäse und bei den Waschmitteln.“
Das Hotel am grünen Colombipark liegt nahe am Bahnhof und nahe an der Freiburger Innenstadt, fußläufig sozusagen. Es lohnt sich also für Umweltbewusste, mit der Bahn anzureisen. Zumal auch Leihräder bereit stehen und die Gäste zum Zimmer auch das Nahverkehrsticket bekommen. Und am Abend kann man dann unter den Blicken von Papa Hemingway noch in der Hausbar den Schlummertrunk genießen.
Info: Das Hotel aus dem Jahr 1875 hat 63, teilweise noch Stuck verzierte, Zimmer und eine Erlebnissuite. Zimmerpreis ca. 127 Euro je nach Reisezeit, Frühstücksbüfett 14 Euro. Hotel Victoria, Eisenbahnstr. 54, 79098 Freiburg, Tel. 0761/20734-0, E-Mail: info@victoria.bestwestern.de, www.victoria.bestwestern.de
Oktober 29, 2007
Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den Link korrigiert.