Abgründe am Rand der Gesellschaft: Stef Penneys „Was mit Rose geschah“

Mit ihrem ersten Roman „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ hat die gebürtige Schottin und Wahl-Londonerin Stef Penney einen Welterfolg gelandet. Jetzt also „Was mit Rose geschah“, ein Krimi, der in den 1980er Jahren im Milieu der englischen Traveller oder Gypsies spielt – und mehr als das. Es ist die Geschichte von Menschen, die am Rand unserer Gesellschaft leben und ein mitreißender Roman über menschliche Abgründe.

Ray Lovell ist ein halber Roma und deshalb bekommt er auch diesen Auftrag: Leon Wood, ein Clan-Chef, bittet ihn, seine Tochter Rose zu finden, die seit sechs Jahren verschwunden ist. Ray ahnt, dass dieser Auftrag schwierig werden wird. Warum hat die Familie nicht früher nach der Verschwundenen gesucht? Und was verbergen die Jankos vor ihm, jene Roma-Familie, in die Rose eingeheiratet und aus der sich geflohen ist? Je mehr Ray ermittelt, desto rätselhafter scheint ihm diese Familie, die so sehr vom Schicksal gebeutelt wird, dass man glauben könnte, sie sei verflucht. Der kleine Christo ist behindert, Folge einer Erbkrankheit, die nur die männlichen Familienmitglieder trifft. Auch Ivo, Christos Vater, hatte sie und ist angeblich nach einer Wallfahrt nach Lourdes gesundet. Haben sich Jankos der jungen Frau entledigt, nachdem sie einen behinderten Sohn zur Welt gebracht hat? 
Immer tiefer dringt Ray in das Netz ein, das die Jankos um sich gewebt haben. Er lernt Luella kennen, die jüngste Schwester des undurchschaubaren Clan-Chefs Tene, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Und obwohl er noch seiner großen Liebe Jen nachtrauert, fasziniert ihn die geheimnisvolle Frau so sehr, dass er selbst dann, als er seinen eigentlichen Auftrag erledigt hat, noch weiter recherchiert – und sich damit selbst in Lebensgefahr bringt. 
Stef Penney erzählt ihren Krimi aus zwei Perspektiven und in verschiedenen Zeitebenen. Alles beginnt damit, dass Ray im Krankenhaus gelandet ist und sich nur mühsam daran zu erinnern vermag, was ihn dahin gebracht hat. Und während er ganz allmählich sein Gedächtnis wiederfindet, übernimmt JJ, der 14-jährige Sohn von Luellas Nichte Sandra. Seine Stimme ist deshalb so wichtig, weil sie direkt aus der Familie mit ihren abgründigen Geheimnissen kommt. Ein faszinierender Roman aus einer fremden Welt mitten unter uns. 
Info: Stef Penney, Was mit Rose geschah, dtv premium, 445 S., 14,90 Euro

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