Vor zehn Jahren war noch alles anders. Erst nach und nach wurde der Reisejournalismus zum Bestandteil der Fort- und Weiterbildung von Journalisten und schließlich auch fester Teil bei der Grundausbildung von Volontären. Peter Linden führt diese Entwicklung auch auf das eigene Engagement und das des DJV zurück, was vor acht Jahren zu einem ersten Fortbildungsseminar für Reisejournalisten geführt hatte. Daraus entwickelte sich auch der Graubündner Nachwuchspreis. Mittlerweile hat er einige Nachahmer gefunden, die allesamt bei der Touristischen Runde in München vorgestellt wurden.
* Den Graubündner Nachwuchspreis präsentierte Gieri Spescha von Graubünden Ferien. Der Preis wendet sich an junge Journalisten unter 32. Bis Ende September kann man sich noch als Teilnehmer bewerben, wobei Textproben ebenso erwartet werden wie die Bestätigung der Veröffentlichungsabsicht eines Mediums. Für die drei besten Reportagen über den Winter in Graubünden winken Preisgelder in Höhe von 2000, 1000 und 500 Euro.
Interessant ist der Ablauf: Die Teilnehmer (20 werden angenommen) kommen an einem Sonntag nach Graubünden, lernen einander kennen und absolvieren ein Seminar mit Peter Linden, das den Einstieg ins Thema Reportage thematisiert. Dabei sollten die Teilnehmer schon ein Konzept haben, das sie in der Runde vorstellen. Anschließend schwärmen alle vier Tage aus, um ihre Geschichte zu recherchieren. Am Freitag erwartet sie dann der zweite Seminarblock, bei dem schon „die ersten Fäden gesponnen werden”. Abreise ist am Samstag. Die Geschichte muss bis zum Ende der Saison publiziert sein, um in die Endausscheidung der (kritischen) Jury zu kommen. Mehr im Internet unter www.graubuenden-ferien.de
* Zum zweiten Mal hat Südtirol seinen Nachwuchspreis für junge Journalisten unter 30 ausgeschrieben. Eingesandt werden können veröffentliche und unveröffentlichte Reportagen mit Bezug zu einer beliebigen Reise-Destination. Aus allen Einsendungen werden sechs Finalisten ausgewählt, die eine dreitägige Recherchereise in Südtirol unternehmen. Auch hier, so Martin Bertagnolli von Südtirol Marketing, beginnt die Reise mit einem Workshop. Die Pressestelle der Südtirol Marketing unterstützt die Recherchen vor Ort, eine Fachjury wählt nach strengen Kriterien die beste Arbeit aus, die mit 5000 Euro prämiert wird. Die nächsten Bewerbungen (mit Lebenslauf) sind im März kommenden Jahres möglich. Adresse: SMG, Presse & PR Deutschland, Pfarrplatz 11, 39100 Bozen, E-Mail: smg.press@suedirol.info.
* Die dritte Destination im Bunde derer, die mit dem Nachwuchspreis nicht nur die Qualität des Journalismus, sondern auch das eigene Image verbessern wollen, ist Ostbayern. Ulrike Eberl-Walter von Ostbayern-Tourismus räumte offen ein, dass sich die ehemalige Grenzregion durch den Preis „in den Köpfen der Leser” etablieren wolle. Der Wettbewerb um „Die blaue Blume” ging in diesem Jahr in die zweite Runde. Elf Teilnehmer kamen zur Recherche in eine Gegend, die sie „vielleicht nur von der Wetterkarte” kannten. Bei der Blauen Blume geben die Journalisten ihr Thema selbst vor und recherchieren zum selbst gewählten Zeitpunkt. Den Teilnehmern im Alter bis zu 40 Jahren winken Preisgelder von 3000, 2000 und 1000 Euro. Die nächsten Bewerbungen sind im April 2006 möglich, im Internet unter www.ostbayern-tourismus.de oder direkt bei Ulrike Eberl-Walter, Tourismusverband Ostbayern, Luitpoldstr. 20, 93047 Regensburg, Tel. 0941/58539-12, Fax 539539.
* Premiere feierte in diesem Jahr der Nachwuchspreis von Meier’s Weltreisen „Meridian”. Teilnahmeberechtigt sind junge Journalisten bis 35. Von 20 Einsendungen blieben beim letzten Mal 16 übrig, berichtete Andrea Probst von DER. „Es könnten mehr sein”. Eingereicht werden können Reiseberichte aus fernen Ländern. Die Erwähnung des Sponsors ist nicht vorgesehen. Für die besten Reportagen, die ebenfalls von einer namhaften Jury gekürt werden, winken Reisegutschein von 3000, 2000 und 1000 Euro.
* Schon seit drei Jahren veranstaltet die Vereinigung der deutschen Reisejournalisten den Wettbewerb um den Columbus-Autorenpreis. Fester Bestandteil dabei ist der Columbus-Nachwuchspreis für Autoren bis 30. Für VdRJ-Vorsitzenden Jürgen Drensek ist dabei die Qualität unumstrittenes Kriterium. Unter diesen Umständen hätte eine Geschichte aus dem Bayerwald die gleichen Chancen wie eine aus Bali. Im Finale blieben seiner Erfahrung nach fünf bis sechs junge Autoren. Für den besten Nachwuchsartikel gibt es 1500 Euro. Zum derzeitigen Wettbewerb können Texte eingereicht werden, die zwischen 1. Januar und 31. Dezember 2005 erschienen sind. Der Zeilenumfang sollte einem üblichen journalistischen Text in einer Zeitung oder Zeitschrift entsprechen. Die eingereichten Arbeiten sollen Lust auf Reisen und Entdecken machen und die Neugier auf Menschen und ihre Kultur wecken; gefragt sind aber auch Beobachtungen des touristischen Alltags, seiner Probleme und Chancen. Eingesandt werden können Reportagen, Features, aber auch Kommentare oder glossierende Beobachtungen. Alle Beiträge für den Wettbewerb müssen bis 7. Januar 2006 eingegangen sein, Per Brief an: VDRJ Stichwort „Columbus”, Postfach 151402, 10676 Berlin, per E-Mail mit Textdatei, Bild-Datei und Selbstauskunft an columbus@vdrj.org. Genauere Informationen im Internet unter www.vdrj.org
Abschließend definierte Peter Linden das Kriterium „Nutzwert für den Leser” in drei Ebenen: 1. Die Vorausreise als klassische Servicegeschichte. 2. Die Kulissen-Geschichte, die einer Reise mehr Tiefenschärfe und mehr Verständnis für andere Kulturen gebe. 3. Die Lehnstuhl-Geschichte als Art Film im Kopf mit Abenteuer-Kick. Noch eines gab er den jungen Autoren auf den Weg: „Die Lektüre muss unterhalten, Vergnügen machen. Und: Wer die Form nicht beherrscht, bringt keinen Inhalt der Welt an die Leser.”
Dass sich immer noch viel zu wenige junge Journalisten um die Nachwuchspreise bewerben, erklärten die Referenten mit der Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen. Alle Teilnehmer bisher habe weniger „die Geldgier” getrieben als das Interesse. Ermuntert werden sollten vor allem die Redaktion, ausgezeichnete Arbeiten einzuschicken. Drensek: „Der Kampf muss der Verlegerseite gelten, die unabhängiges freies Arbeiten im Reiseteil möglich machen muss.” Lilo Solcher