Reise ins Ich: Andreas Altmanns „Triffst du Buddha, töte ihn“

„Ich bin eben ein Schlechtmensch“, stellt Andreas Altmann gegen Ende seiner zehntätigen Meditationserfahrung im Vipassana-Zentrum in Indien zufrieden fest. Zufrieden ist er, weil er sich selbst nach zehntägigem Schweigen, zehntägiger Schinderei, vielen Abstürzen in einen kleinkarierten Alltag und manchen ekstatischen Höhenflügen nicht verloren hat. Nein, er hat es nicht zum Gleichmütigen geschafft, auch nicht zur Erleuchtung. Er ist bei seiner Reise ins Innere ganz einfach bei sich selbst angekommen, einem Menschen, der nach Leben fiebert.

Triffst du Buddha, töte ihn“ ist der Titel des neuen Buches des
erfolgreichen Reiseschriftstellers. Ein Titel, der womöglich in die Irre
führt. Denn Altmann hat keine Streitschrift wider den Buddhismus
geschrieben. Er lässt Buddha hinter sich so wie er alle Heilslehren
hinter sich gelassen hat. Altmann bleibt sich selbst treu. Der Mann will
immer alles, den Ringkampf und den Tanz, das Insichversenken und die
ewige Neugier. Er krallt sich ins Leben, lässt nichts aus, nicht die Wut
und schon gar nicht die Leidenschaft. Und das Reisen ist für diesen oft
verstörend aufrichtigen Autor kein All-Inclusive-Urlaub mit Netz und
doppeltem Boden, sondern ein schwankendes Vehikel zur Intensivierung des
Daseins.
Am besten gelingt ihm das in Indien, dem Sehnsuchtsland aller
Esoteriker
: „Indien ist ein gigantischer Spiegel. Jeder darf
hineinblicken und sich anschauen. Wer das Land im selben Zustand
verlässt, wie er es betreten hat, kam schon als Leiche… Ein Reisender,
der sich traut, läuft Gefahr, als ein anderer wieder abzureisen.“
Natürlich traut sich Altmann. Doch er ist kein verschwurbelter
Möchtegern-Philosoph auf dem Eso-Trip. Sein Buch ist ein sprachmächtiger
Gegenentwurf zu Coelho & Co, seine Pilgerreise eine Reise zum Ich
und ein großes Abenteuer. Dabei lässt er den Leser ganz nah an sich
heran, an seinen inneren Schweinehund, sein Scheitern, seinen Übermut
und seine grenzenlose Lebensgier. Und ganz nebenbei skizziert er, was
den Subkontinent im Innersten zusammenhält. Wer sich traut, sich auf das
Buch einzulassen, ist jedenfalls für die nächste Indienreise gerüstet. 

Info: Andreas Altmann, Triffst du Buddha, töte ihn, DuMont, 220 S.,
18,95 Euro, ISBN 978-3832195014

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