Denn nach dem Einschlag des Asteroiden ist nicht nur der Mond nicht mehr
das, was er mal war, auch auf der Erde ist bald nichts mehr so, wie die
Menschen es kannten. Selbst in dem kleinen Ort in Philadelphia bekommen
das die 16-jährige Miranda und ihre Familie schnell zu spüren. Die
meisten Fernsehsender fallen aus, es gibt keinen Handyempfang mehr. Das
Ende der Zivilisation kündigt sich an. Und dann funktioniert die
Nachrichtenübertragung wieder. Nur um Schreckensmeldungen zu vermelden:
New York ist überflutet, die Inseln vor der Küste sind untergegangen,
die Rede ist von Hunderttausenden von Toten.
Doch das ist erst der Anfang. Noch gibt es Lebensmittel im Supermarkt
und – wenigstens zeitweise – auch Strom und Benzin. Mirandas Freundin
Megan sieht den Weltuntergang kommen und flüchtet sich in religiöse
Wahnvorstellungen. Die Menschen prügeln sich um Lebensmittel. In der Not
ist jeder sich selbst der nächste. Mirandas Mutter hat Lebensmittel
gehortet und in weiser Voraussicht auch warme Kleidung. Das hilft der
Familie beim Überleben, nachdem auch das Klima sich rapide ändert. Nach
weltweiten Vulkanausbrüchen verdunkelt sich die Sonne. Der Sommer geht
in einen kalten Winter über, die Lebensmittel werden knapp. Menschen
verhungern. Auch Miranda hungert, damit alle zu essen haben. „Ich frage
mich, ob ich irgendwann mal sagen muss, was schlimmer ist: ein Leben,
wie wir es führen, oder gar kein Leben“, schreibt sie einmal
verzweifelt. Ein Jahr genügt, um die Menschen zurück in die Steinzeit zu katapultieren.
Doch dann gibt es wieder glückliche Momente: Die Gesundung von Mutter
und Brüdern, das Gefühl der Verbundenheit, der Vertrautheit, die
Überzeugung, gemeinsam alles zu schaffen. Miranda erkennt, mit wie wenig
ein Mensch glücklich sein kann. „Ob die Menschen wohl jemals begreifen
wie kostbar das Leben ist,“ fragt sie sich und denkt daran, wie
oberflächlich sie selbst war vor dem Ereignis, das die Welt, wie sie sie
kannte, zerstört hat.
Zuweilen erinnern Mirandas Aufzeichnungen an das Tagebuch der Anne
Frank, die sich in ihrem Versteck verzweifelt nach einem normalen Leben
sehnte. Dass Miranda auch mal trotzig einen Flirt einfordert oder wütend
ihre Privatsphäre verteidigt, macht ihre Notizen umso glaubwürdiger. Am
Ende gönnt Susan Beth Pfeffer Mirandas Familie einen Hoffnungsschimmer.
Das ist aber auch das einzige Zugeständnis der Autorin an das Genre
Jugendbuch.
Vielleicht denkst du nach der Lektüre auch mal darüber nach, wie wichtig
fließendes Wasser, Strom, tägliches Essen sind – all das, was wir als
selbstverständlich hinnehmen. Es muss ja nicht der Mond sein, der unsere
Welt ins Taumeln bringt. Wir selbst sind es, die das fragile
Gleichgewicht gefährden.
Info: Susan Beth Pfeffer, Die Welt wie wir sie kannten, Carlsen, 410 S.,
17,90 Euro, ab 14