Paradiesische Zustände: TODO!-Wettbewerb zeigt: Verantwortungsvoller Tourismus ist möglich

Nicht überall auf der Welt sind Touristen gerne gesehen. Der tourismuskritische Leitsatz, dass Reisende zerstören, was sie suchen, in dem sie es finden, ist vor allem in Entwicklungsländern noch immer Tatsache. Doch es gibt auch eine andere Art von Tourismus, einen Tourismus, der achtet, was er vorfindet und der die Menschen vor Ort teilhaben lässt, ja ihnen neue Chancen eröffnet. Diesen sozialverantwortlichen Tourismus will der TO DO!-Wettbewerb würdigen. 2010 stellt Afrika mit Gambia und Mosambik beide Gewinner.

„TO DO! verdeutlicht deutschen Urlaubern, wie eine Tourismusentwicklung
aussehen kann, bei der alle Beteiligten gewinnen“, umreißt Dr. Werner
Bruns
, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
, die Ziele des vom Studienkreis für
Tourismus und Entwicklung
verantworteten Wettbewerbs.
Mit „Gambia is Good“ (GiG) wird zum zweiten Mal ein Projekt aus Gambia
ausgezeichnet. Eigentlich ging es den Initiatoren in erster Linie darum,
die Einkommens- und Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu
verbessern. Die Verbindung zum Tourismus ergab sich erst später. Man
machte sich also daran, die Anbaumethoden zu verbessern, um so den
Lebensstandard der lokalen Bevölkerung zu heben. Etwa 1000 Menschen auf
dem Land wurden entsprechend geschult, 90 Prozent davon waren Frauen.
Inzwischen ist in den dörflichen Kollektivbetrieben mit sechs bis acht
Hektar fast ganzjährig Gartenbau möglich. Obst, Gemüse und andere
landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Honig, Eier oder Milchprodukte
werden nicht nur auf verschiedenen lokalen Märkten angeboten, sondern
auch in Hotels und Restaurants geliefert. Das Projekt wurde zum
Selbstläufer, weil der sichtbare Erfolg die Beteiligten weiter
anspornte. „It’s like heaven,“ sagte eine Bäuerin auf die Frage, was ihr
das Projekt gebracht habe. Wie im Himmel fühlen sich die Frauen, deren
harte Arbeit inzwischen auch von den Männern geschätzt wird.
2007 wurde dann auch die Lehr- und Schau-Farm „Gambia is Good Farmyard
angelegt. Weit über 2000 Urlauber haben sie inzwischen besucht – es ist
die einzige Anlage dieser Art in Gambia.
Ganz anders strukturiert ist das zweite Gewinner-Projekt, die Guludo
Beach Lodge
im Norden Mosambiks. Hier wurde Tourismus von Anfang an
eingeplant, um mit Hilfe der Gäste die Armut in ländlichen Gemeinden zu
reduzieren und gleichzeitig die Natur zu schützen. Am Anfang stand eine
Empfehlung des WWF. Der World Wildlife Fund riet Amy und Neal
Carter-James
2002, in den Norden von Mosambik zu gehen, in die Region
des damals gerade gegründeten Quirimbas Nationalparks. Dort , wo 30
Jahre nach Abzug der Portugiesen und dem bis Mitte der 90-iger Jahre
andauernden Bürgerkrieg die Arbeitslosigkeit hoch war, gäbe es genügend
zu tun für ein unternehmungslustiges junges Paar. Die Lebenserwartung
lag bei 38 Jahren, 30 Prozent der Kinder erlebten nicht einmal ihren
fünften Geburtstag.
Die beiden jungen Briten (22 und 24 Jahre alt) machten sich mit Elan ans
Werk und gründeten mit Zustimmung der Bevölkerung die Bespoke
Experience Ltd.
sowie die Nema Foundation. Damit schufensie damit die
Rahmenbedingung, die den Menschen vor Ort ein besseres Leben ermöglichen
würde. 2005 wurde die Guludo Beach Lodge eröffnet. Natürlich wurden
beim Bau der aus „Bandas“ (einer Art Bungalows) bestehenden Anlage
lokale Materialien verwendet. Bis zu 24 Touristen können in den neun
Häusern wohnen und am Leben vor Ort teilhaben. Mit ihrem Geld tragen sie
auch zum Aufbau der von der Nema Foundation geförderten Projekte bei.
Derzeit werden zwölf Dorfgemeinschaften mit etwa 15 000 Menschen
unterstützt, die meisten Dörfer liegen im Quirimbas Nationalpark. Neben
Gewinnen aus der Lodge fließen auch Spenden in die Nema Foundation. Es
sind Zuwendungen von „Global Angels“, einer internationalen Stiftung,
die sich weltweit für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern
einsetzt. Aber auch Spenden von Touristen sind nicht selten.
Den Besuchern bietet die Guludo Beach Lodge viele Möglichkeiten zur
Freizeitgestaltung wie Tauchen und Schnorcheln, Segeltouren und Ausflüge
zu den Inseln oder Tierbeobachtung. Im Craft Center können Gäste selbst
traditionelle Töpfe herstellen und (kunst)handwerkliche Produkte
kaufen.
Die Preisgelder für beide Projekte kommen von der SST, Schweizerische
Stiftung für Solidarität im Tourismus
(je 5000 Franken) und von der
Europäischen Reiseversicherung AG, Mitglied des TO DO!-Förderkreises
(2000 Euro). Ohne die Unterstützung der Förder-Organisationen aus
Politik, Gesellschaft und Tourismuswirtschaft, betont
Studienkreis-Vorstand Armin Vielhaber, wäre der Wettbewerb nicht
möglich. Inzwischen ist er eine Erfolgsgeschichte: „Der TO DO! wird
weltweit wahrgenommen und geschätzt – mit immerhin 288
Projektbewerbungen aus 69 Ländern und fünf Kontinenten.

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