Ein Frauenleben: Viktorja Tokarjewas „Der Baum auf dem Dach“

Was für ein Leben: Vera erfüllt sich ihren Lebenstraum und wird Schauspielerin. Sie heiratet den Mann, den sie liebt und wird von seiner Professorenfamilie in Leningrad aufgenommen. Doch dann kommt der Krieg und im belagerten Leningrad sterben die Menschen wie die Fliegen, auch der Professorenpapa und die Professorenmama und Alexander, ihr Mann, hätte Vera beinahe umgebracht für einen Lebensmittelgutschein.

Doch Vera überlebt und geht nach Moskau. Auch da beißt sie sich durch.
Auch da liebt sie einen Alexander und zieht in seine Familie mit dem
Sohn, den Alexander nie wollte. Für die Familie wird Vera
unentbehrlich, sie ersetzt die Köchin, das Dienstmädchen und die
Geliebte – bis der Mann eine Neue findet, die durch das Alltagsleben
fegt wie ein Frühlingssturm. Doch Vera kämpft, es ist ihr Leben, um das
es geht. Sie könnte Alexander zwar teilen mit der anderen, aber nicht
auf ihn verzichten. Für dieses Mal siegt sie. Aber um den Preis seiner
Liebe und am Ende verlässt er sie doch – einer jungen Krankenschwester
wegen, die es auf die große Wohnung abgesehen hat. Dann verunglückt
auch noch der vergötterte Sohn tödlich. Noch einmal läuft Vera zu
großer Schauspielkunst auf, das Leid war ihr Lehrmeister. Die tote Vera
wird zur Ikone und sie holt sich Alexanders Herz zurück. Jetzt erst
ahnt er, was er verloren hat.
Viktorija Tokarjewa erzählt eine Geschichte von Liebe und Verzicht, von
Großherzigkeit und Lebensmut und von der russischen Seele, die soviel
Leid ertragen kann und sie erzählt in einer Sprache voller Poesie, die
ans Herz rührt. 
Info: Viktorija Tokarjewa, Der Baum auf dem Dach, Diogenes, 200 S., 19,90 Euro 

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert