So etwas nennt man prophetisch: Kristof Magnusson, Jahrgang 1976, hat einen fulminanten Roman über die Bankenpleite geschrieben – schon bevor es die Krise überhaupt gab. Sein Banker Jasper Lüdemann wird durch pures Missgeschick verantwortlich für den Riesencrash seiner Bank, der alle anderen in den Abgrund zieht. Stellenweise liest sich das Ganze wie ein Drehbuch für das, was sich im letzten Jahr tatsächlich ereignet hat.
Dass er die Krise vorweg geschrieben hat, ist es nicht allein, was
dieses Buch so faszinierend macht. Es ist die mit leichter Hand
entworfene Szenerie, es sind die widerspenstigen Charaktere. Es ist das
Spielerische, das sogar das nette Happy End verzeihlich macht.
„Zwischen
dreißig und vierzig muss man brennen“, ist die Devise von Jasper
Lüdemann, einem hübschen aber langweiligen Trader, der im Händlersaal
einer großen Investmentbank in Chicago mit Optionen handelt. Er brennt
für seinen Beruf, für anderes fehlt die Zeit.
Meike, die
Literaturübersetzerin, ist gerade ausgestiegen aus ihrem alten Leben.
Mit 30 meint sie, ist es an der Zeit und so richtet sie sich in einem
baufälligen Häuschen auf dem flachen Land ein, weitab von allem und
wartet auf das neue Buch ihres Favoriten Henry LaMarck, dessen
Übersetzung ihr das große Geld bringen soll.
Henry LaMarck hat mit
über 60 die Erfahrungen der beiden schon lange hinter sich. Aber er hat
sich auf einer Party um Kopf und Kragen geredet, als er den Roman zum
11. September angekündigt hat. Seither hat er eine Schreibblockade und
ist untergetaucht.
Drei Personen, drei Lebenswege, die sich auf
kuriose Art kreuzen. Kristof Magnusson führt sie in seinem klugen und
höllisch unterhaltsamen Roman zusammen. Der Mann in der Finanzkrise,
die Frau in der Sinnkrise, der Schriftsteller in der Schaffenskrise –
sie beeinflussen sich gegenseitig ohne es zu ahnen und merken erst beim
großen Showdown im platten Ostfriesland, wie sehr ihr Leben gelebt
wurde. Höchste Zeit, es selbst in die Hand zu nehmen – falls nicht doch
wieder jemand die Fäden zieht.
Info: Kristof Magnusson, Das war ich nicht, Kunstmann, 283 S., 19,90 Euro