Der südafrikanische Autor Deon Meyer hat sich in den letzten Jahren mit seinen spannenden Krimis, in deren Zentrum auch die Suche nach der südafrikanischen Identität steht, international einen Namen gemacht. Krimis wie „Der weiße Polizist“, „Tod vor Morgengrauen“, „Das Herz des Jägers“, „Weißer Schatten“ und der mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnete Roman „Der Atem des Jägers“ zeigen Südafrika, das Land, in dem 2010 die Fußballweltmeisterschaft stattfinden wird, von innen.
Ein immer noch in sich zerrissenes Land, das Meyer mit Menschen
bevölkert, die mit sich selbst ringen. Wie dem Freiheitskämpfer Thobela
aus „Das Herz des Jägers“, der in „Der Atem des Jägers“ vom Rächer zum
Gejagten wird.
Dicht auf den Fersen ist ihm Benny Griessel, ein Polizist mit Spürsinn,
den der Suff das private Glück gekostet hat. Auch Griessels Karriere
scheint am Ende. Dennoch vertraut ihm sein Chef – und Freund – diesen
Fall an: Ein Killer fährt durchs Land und tötet in Selbstjustiz
Kinderschänder. Am Anfang tut sich der Leser schwer, die drei
Erzählstränge, die Meyer ausgelegt hat, miteinander zu verbinden. Da
ist Thobela, der seinen Ziehsohn bei einem Raubüberfall verliert, da
ist Griessel mit seinen Alkoholproblemen und da ist die Edelnutte
Christine, die sich einem Priester anvertraut. Alle drei sind
Einzel-Kämpfer: Thobela kämpft für das Andenken seines sinnlos
gestorbenen Sohnes, Christine für ihre Tochter und Griessel gegen den
Alkohol.
Langsam erkennt der Leser Verknüpfungsmöglichkeiten, macht sich
Zusammenhänge klar und ahnt, dass der Show-Down, den alle drei
Protagonisten auf ihre Weise eingefädelt haben, ein blutiger sein wird.
Denn am Ende, das man mit fast atemloser Spannung ebenso herbei sehnt
wie fürchtet, mischen auch noch skrupellose Drogenbarone mit. Der Autor
liefert kein wohlfeiles Urteil weder über Thobelas Selbstjustiz noch
über Christines Intrigen oder Griessels Schwachheit. Das muss sich der
Leser selbst machen.
Info: Deon Meyer, Der Atem des Jägers, Aufbau, 428 S., 9,95 Euro