Jetzt versucht sich Erfolgsautor Paulo Coelho also auch als Krimi-Schriftsteller – mit mäßigem Erfolg. Der Roman „Der Sieger bleibt allein“ macht nicht einmal eingefleischte Coelho-Fans glücklich, die sonst die Bücher ihres Idols zu verschlingen gewohnt sind. Das liegt auch an der kruden Mischung von Krimi, Esoterik, Liebesroman und Gesellschaftskritik, die Coelho in diesem Roman zusammenpantscht.
Der Autor entführt seine Leser in die Glitzerwelt von Cannes, wo alles
schöner Schein ist und hinter den Kulissen Skrupellosigkeit, Neid und
Intrigen das sinnentleerte Dasein bestimmen. Wer Karriere machen will wie die junge
Schauspielerin Gabriella muss sich anpassen bis zur Aufgabe der eigenen
Persönlichkeit. Und wer ganz oben ist wie der alternde Superstar muss
aufpassen, dass er nicht abstürzt – in eine Welt, die er nicht mehr
kennt. Das alles weiß man eigentlich auch ohne Coelho und ärgert sich,
wenn er auf Schulmeisterart sein „Insiderwissen“ vorführt. Da lässt er
etwa einen der erfolgreichen und ebenso abgebrühten Filmverleiher über
eine Liste sinnieren, die „Normalsein“ kritisch definiert. 46 Punkte
sind da aufgeführt, u.a. durchaus richtige wie „Normal ist, dass wir in Rente gehen
und dann herausfinden, dass wir keine Energie mehr haben, um das Leben
zu genießen und wenige Jahre darauf an Langeweile sterben“. In die
Verlegenheit kommt der Filmverleiher allerdings selbst nicht, weil der
Mörder seinem Leben vorzeitig ein Ende macht.
Igor, ein immens reicher Russe, will eigentlich durch die Morde in
Cannes nur seine verlorene Liebe wieder gewinnen. Die schöne Ewa,
inzwischen mit einem erfolgreichen Modeschöpfer liiert, soll zu ihm
zurückkehren, weil er bereit ist, für sie „eine Welt zu zerstören“.
Wie der Titel schon verheißt, misslingt das Vorhaben. Ewa wird zum
Kollateralschaden und Igor kehrt unter Hinterlassung von fünf Leichen
heim in seine Welt, als Sieger zwar aber ohne Liebe. Was man aus diesem
Buch für den Alltag mitnehmen kann, wie ein Coelho-Fan schwärmt, bleibt
sein Geheimnis.
Info: Paulo Coelho, Der Sieger bleibt allein, Diogenes, 493 S., 21,90 Euro