Dies ist kein Reisebuch, wohl aber ein Buch für eine Reise: Roger Hutchinson hat die Geschichte von Calum MacLeod nieder geschrieben, der 20 Jahre lang mit den Händen eine Straße auf der Hebriden-Insel Raasay gebaut hat. Warum? Um zu verhindern, dass seine Heimat abgehängt wird. Dass immer mehr Menschen abwandern und nie einer kommt.
Calum MacLeod ist alles andere als ein Tourist, er ist verwurzelt auf
seiner Insel. So sehr, dass er nie weg wollte. Er wollte nur, dass die
anderen kommen. Und dazu war eine Straße nötig. Weil die Bürokraten in
der britischen und später der schottischen Regierung aber die
Notwendigkeit nicht sahen und Calum zusehen musste, wie seine Nachbarn
abwanderten, griff er zu Schaufel und Schubkarre und machte sich an die
Arbeit.
Warum man das Buch lesen sollte, als Tourist? Weil man so ganz viel
über die schottische Mentalität erfährt und noch mehr über die
Geschichte der Hebriden. Wer weiß schon von der Vertreibung der Bauern
von ihrer Scholle, weil die Großbauern den Platz für ihre Schafe
brauchten? Und weil man beim Lesen große Lust bekommt, Leute wie Calum
MacLeod kennen zu lernen, der stur am Althergebrachten festhielt und
seine Insel trotzdem in die Moderne katapultierte – mittels einer
handgearbeiteten Straße. Auch auf der möchte man eigentlich gerne mal
fahren, selbst wenn sie inzwischen einen Teermantel trägt. Deshalb ist
dieses Buch ein echter Appetitanreger für eine Schottland-Reise.
Und natürlich würde man sich wünschen, dass dieser MacLeod viele
Nachahmer fände. Dass auch bei uns die Leute die Ärmel hochkrempeln und
da anpacken, wo der Staat versagt. Aber das ist wohl eine andere
Geschichte.
Info: Roger Hutchinson, Eine Straße in Schottland, dtv, 201 S., 9,95 Euro