Ganz so schlecht kann Deutschland nicht sein. Die Deutschen scheinen jedenfalls trotz Krise zum großen Teil zufrieden mit ihrem Leben, auch wenn sie nicht gerade euphorisch sind. In zwei Studien zu den lebenswertesten Städten und den Ländern mit den glücklichsten Menschen platziert sich Deutschland im vorderen Mittelfeld und lässt den sonnigen Süden hinter sich.
Besonders gut leben lässt es sich scheinbar in Kanada. In einer Studie
des Magazins Economist zu den lebenswertesten Städten der Welt finden
sich mit Vancouver (Platz 1), Melbourne (3), Toronto (4) und Calgary
(6) gleich vier kanadische Städte unter den Top Ten. Wien schaffte es
auf Platz zwei, Helsinki auf Platz sieben, Genf belegt den achten und
Zürich den neunten Platz, zusammen mit Sydney. Mit Perth auf Platz fünf
brachte Australien immerhin zwei Städte unter die ersten zehn.
Schlusslicht auf Platz 140 ist Harare, die Hauptstadt des Krisenstaates
Simbabwe. Immerhin zwei deutsche Städte kamen unter die ersten 20,
Hamburg (14) und Frankfurt (19). Paris behauptet sich auf Platz 17.
Berlin (22), München (28) und Düsseldorf (32) ließen immerhin London
(51), Rom (52) und New York (56) weit hinter sich. Mit Platz 63 hat
Athen das schlechteste Image aller europäischen Städte.
Für Reisende interessant: Bangkok, die Hauptstadt von Thailand kam
gerade mal auf Platz 100, Sao Paulo und Rio de Janeiro (Brasilien)
sowie Johannesburg (Südafrika) teilen sich Platz 92. Chinas Hauptstadt
Peking und Russlands Hauptstadt Moskau finden sich gemeinsam auf Platz
69. Auf den hinteren Plätzen landeten vor allem asiatische und
afrikanische Städte. Teheran, Karachi und Nairobi gehörten zu den
Metropolen, die weniger als 50 mögliche Punkte erhielten und in denen
der Studie zufolge die Lebensqualität „täglich neu auf dem Spiel
steht“.
Kein Wunder, dass auch nach einer Studie der OECD (Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in Simbabwe die
Menschen am unglücklichsten sind. Dagegen scheinen sie in Europa
besonders glücklich zu sein. Platz eins belegt Dänemark, gefolgt von
der Schweiz und Österreich. Mit Island (4), Finnland (6) und Schweden
(7) reihen sich drei nordische Länder in die Top 10. Kanada belegt
Platz 10. Deutschland schafft mit Platz 35 einen vorderen Mittelplatz,
noch vor Spanien (46), Italien (50) und Frankreich (62), Ländern also,
die von der Sonne verwöhnt sind. Der Grad der Glückseligkeit wurde
durch die Beantwortung verschiedener Fragen ermittelt, darunter „Hat
Ihnen etwas von dem, das Sie gestern getan haben, Spaß gemacht?“ und
„Wurden Sie gestern respektvoll behandelt?“. In jedem Land wurde eine
repräsentative Menschenmenge befragt. Bei der Beantwortung spielten
offensichtlich Wohlstand, Gesundheit und Bildung eine wichtige Rolle.
Und dann wäre da noch der Happy Planet Index der englischen New
Economic Foundation, nachdem die glücklichsten Menschen der Welt auf
der Südseeinsel Vanuatu leben. Deutschland landet nach dieser Umfrage
auf Platz 81, Russland auf Platz 172. Nur Simbabwe behauptet auch hier
unangefochten den letzten Platz (178). Verblüffend aber, dass unter den
Top Ten allein sechs südamerikanische Staaten rangieren, allen voran
Kolumbien auf Platz 2. Drei Karibikinseln schafften es ebenfalls unter
die ersten 10, darunter Kuba auf Platz sechs. Das kann eigentlich nur
an der Fragestellung liegen. Sie setzt die Lebenszufriedenheit und
durchschnittliche Lebenserwartung in Beziehung zu den dafür
verbrauchten Ressourcen. Und da sonnen sich dann auch Drittweltländer
im Glück, während es den Menschen in wohlhabenden Staaten an
Nachhaltigkeit mangelt. Zwar sind die Menschen in Deutschland fast
genauso zufrieden wie die Insulaner aus Vanuatu, doch die verbrauchen
dafür wesentlich weniger Natur. Ökologische Effizienz nennen das die
Autoren der Happy Planet-Studie. Hoher Konsum, so ihr Fazit, mache die
Menschen nicht glücklicher. Was aber ist Glück? Laut Wikipedia hängt
die Fähigkeit zum Glücklichsein außer von äußeren Umständen auch von
individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer
gegebenen Situation ab. Sprich: Jeder Mensch ist seines Glückes
Schmied.
