Perfekte Pisten – zufriedene Gäste?

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Aufrüstung in den Skigebieten: Immer mehr Sessellifte kommen unter die Haube, Rolltreppen führen zu den Liften, Sitzheizungen wärmen den Allerwertesten bei der Auffahrt, glatt gebügelte Pisten lassen auch schlechte Skifahrer gut aussehen. Ist es das, was die Skifahrer wollen? Oder bleibt bei alldem das Naturerlebnis auf der Strecke und damit auch ein Stückchen Abenteuer? Moderator Thomas Biersack vom ADAC SkiGuide befragte dazu in der Touristischen Runde München eine Reihe von Experten. Tenor der Runde: „Die Leute wollen es so und sie wollen immer mehr.“
 

Um den Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden und im Wettbewerb bestehen zu können, hat Dolomiti Superski deshalb eine „Qualitätsoffensive“ eingeleitet, der vor allem Schlepplifte zum Opfer fallen. 30 Prozent der Einnahmen fließen laut Dr. Gerhard Vanzi in die Verbesserung der Anlagen. Allnächtlich plätten 300 Pistenraupen die 1200 Pistenkilometer in den zwölf Dolomiten-Skigebieten. „Das ist aufwändig, aber nur so funktioniert es.“ Man habe die Gäste auch verwöhnt, räumt Vanzi ein. Vor allem die Italiener verlangten glatt gebügelte Pisten und verlangten bei Neuschnee schon mal Geld zurück. Neben komfortablen Aufstiegsanlagen und perfekt präparierten Pisten erwarteten die Gäste auch schöne Hotels, gutes Essen und gemütliche Hütten. Die Sella Ronda hat das alles und wurde deshalb zum besten Ski-Alpin-Gebiet 2009 gekürt.
Exklusive Einkehrschwünge verspricht die Kristallhütte im Skigebiet Hochfügen/Hochzillertal. Für Martha Schultz von der Schultz-Gruppe, die in sechs Skiregionen aktiv ist, ist die Hütte „richtungweisend in der  Gastronomie am Berg“. Auch bei den Skiliften plädiert Schultz für größten Komfort: „Wenn’s machbar ist, warum nicht das Neueste?“ Die Kunden wollten es und sie wollten immer mehr, das hätten Befragungen ergeben. 2008 habe die Schultz-Gruppe deshalb 300 Millionen Euro in Seilbahnen investiert, davon 200 Millionen in Nachrüstungen. Auch gegen glatt gebügelte Pisten hat die Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer nichts: „Ein guter Skifahrer ist auch auf der glatten Piste gut und der schlechte freut sich.“
„Die Gäste wollen präparierte Pisten und die möglichst perfekt“, ist auch Andrea Sartori von Sartori & Thaler Marketing Services im Stubaital überzeugt. Der Gast fordere Komfort ein und die Anbieter müssten reagieren, wenn sie am Markt bleiben wollten. Das gelte nicht nur für die Pisten und Aufstiegsanlagen, sondern auch für die Kinderbetreuung.
Als Anbieter getriebenes Perpetuum mobile, wie Moderator Thomas Biersack eher provokant in die Diskussion wirft, will auch Peter Theimer, Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG die Aufrüstungsspirale der Skigebiete nicht sehen. „Generell muss man sich dem Anspruch stellen“, macht er klar. Theimer, der die Zugspitze mit dem Image eines „Altherren-Skigebiets“ konfrontiert sieht, plädiert für mehr Multi-Optionalität und will für „junge Wilde“, die auf unpräparierte Pisten abfahren, gezielt Varianten oder Natur belassene Abfahrten öffnen. Er registriert eine wachsende Anzahl von Skitouren-Gängern, „die den Kick suchen“, wendet sich aber gegen den Trend, auf den Skipisten aufzusteigen. Das sei ein „absolutes Sicherheitsproblem“.
Keinen Widerspruch zwischen Bequemlichkeit und Sportlichkeit sieht Michael Manhart, Geschäftsleitung SkiArlberg. Warum auch? „Am Arlberg waren wir immer innovativ.“ Er habe „Doppelmayr zur Sitzheizung vergewaltigt und in den 70iger Jahren mit der Beschneiung angefangen – „da wurde ich für verrückt erklärt“. Schnee von gestern. Heute gelte es, für jede Piste den richtigen Schnee zu finden und für jeden Gast die richtige Piste. Auch da sei Lech vorbildlich mit extra ausgewiesenen Skistrecken nach Wunsch – etwa einer Salomstrecke mit Sestriere-Schnee, also blankem Eis, und einer Limitierung der Skifahrer. Der  böse Spruch „Lech mich am Zahlberg“ gehöre längst der Vergangenheit an, auch in der Gastronomie sorge ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für zufriedene Gäste. Dass die Investitionen ins Skigebiet – u.a. die hypermoderne Galzig-Bahn mit dem Riesenrad – auch Geld kosten, verhehlt Manhart nicht. Allein die Pistenraupen in Lech verbrauchen 400 000 Liter Diesel pro Saison und der Kunstschnee für den Arlberg würde eine LKW-Schlange von Bregenz bis Wien füllen. Doch diese Investitionen und auch der gesteigerte Energieverbrauch etwa bei Sitzheizungen seien notwendig, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Mit immer neuen Ideen wurde das österreichische Familienunternehmen Doppelmayr zum Weltmarktführer im Seilbahnbau. Damit das auch so bleibt, will man den Kundenwünschen keine Grenzen setzen. Sitzheizung, Wetterschutzhauben, das Arlberger Riesenrad, die Saunagondel in Finnland, die 3S-Seilbahn Peak to Peak in Whistler, Kabinen mit Glasboden – für Ekkehard Assmann sind das alles selbstverständliche Entwicklungen. Dabei achte man durchaus auf den CO²-Ausstoß, der pro Person und Kilometer geringer sein könne als bei einem Bus im Gegenverkehr. Wichtigstes Ziel auch bei den Neu-Entwicklungen sei 100-prozentige Sicherheit. 86 Millionen Umsatz habe das Unternehmen 2008 erzielt, zum großen Teil aus Umrüstungen. Weil der Komfortanspruch wachse, werde Sitzheizung in Zukunft Standard werden, ist Assmann überzeugt.
Oliver Kern, Skiresort Service International, der soeben in der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental einen Weltrekord aufgestellt hat, indem er 65 unterschiedliche Skilifte  und fünf Kleinlifte an einem Tag befuhr, kann da nur zustimmen. In seinem Kriterienkatalog, anhand dessen er Ski-Destinationen weltweit unter die Lupe nimmt, spielt der Komfort eine herausragende Rolle.
„Künstlicher Konsumwahnsinn“ grummelt ein Diskussionsteilnehmer, der auf der Piste die nötigen Perspektiven – Stichwort Klimawandel – vermisst. Vielleicht wird es in Zukunft ja überall Pisten nach Wunsch geben wie in Lech oder St. Moritz, kann sich Thomas Biersack vorstellen: Wahlweise mit Pulverschnee oder vereist, „Chillout-Pisten“ für Genießer und solche für Rennläufer, limitiert und deshalb auch teurer. Vielleicht werde der Skisport der Zukunft nicht mehr als Massensport möglich sein sondern das Vergnügen Privilegierter sein. Es gibt noch viel Diskussionsstoff…     

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