(K)ein Garten Eden: Yael Hedayas „Eden“

Sie nannten den Ort Eden, wie das Paradies. Ein Paradies für eine geschlossene Gesellschaft, zu dem die anderen keinen Zutritt haben. Bis auf Ali, den Palästinenser fürs Grobe, der am Sabbat all die Arbeiten erledigt, die frommen Juden untersagt sind.

Doch schnell stellt sich heraus, dass das Paradies nicht von dieser Welt ist. Sie tragen alle ihre Bürden: Dafna und Eli, die sich vergebens bemühen, ein Kind zu bekommen. Mark und Alona, die sich trotz der Kinder getrennt haben. Die 15-jährige Ronny, die sich mit sexuellen Eskapaden erwachsen fühlen möchte und doch nur ein einsames Kind ist. Der alternde Ruben, der seine Nachbarin Alona anbetet und dabei das eigene Leben vergisst. Sie alle haben ihre Häuschen in dieser Siedlung für wohlhabende Tel Aviver – und ihr geordnetes Leben.
Doch dann wird ein kleiner Junge vergewaltigt, Alonas Auto wird gestohlen und Marks Hunde liegen eines Tages vergiftet im Garten. Die Idylle, schon längst brüchig, droht zu zerbrechen. Der Schutzwall, den die Menschen um sich aufgerichtet haben, bröckelt, und das Leben zeigt sich in seiner ganzen trüben Banalität.
Yael Hedaya, 1964 in Jerusalem geboren, gilt als Erforscherin des Privaten. In Eden schreibt sie aus der Perspektive der einzelnen Protagonisten, spiegelt die unterschiedlichen Wünsche und Vorstellungen und analysiert mit schmerzvoller Präzision die Ausweglosigkeit menschlichen Strebens, die Unmöglichkeit einer uneigennützigen Liebe und die Unfähigkeit, einander zu verstehen. Ihre Personen leben in ihrer eigenen Welt, die gegen andere ebenso abgeschottet ist wie Eden gegen die Außenwelt.
Info: Yael Hedaya: Eden, Diogenes, 931 Seiten, 24,90 Euro

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